Heftige Kritik an Sigmar Gabriel: Der israelische Likud-Abgeordnete Amir Ohana erklärt im Salonkolumnisten-Interview, warum sich der deutsche Vizekanzler bessere andere Gesprächspartner auf seiner ersten Israel-Reise gesucht hätte, als die umstrittene NGO „Breaking the Silence“.

Es gibt viele denkwürdige Ereignisse in der Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen. Eines davon: der Morgen des 18. März 2008. Im dunklen Hosenanzug trat Kanzlerin Angela Merkel damals in den Sitzungssaal der Knesset. Als erste ausländische Regierungschefin war sie eingeladen worden, sich direkt an die israelischen Abgeordneten zu wenden. Eine besondere Ehre für die Kanzlerin, die normalerweise nur Staatsoberhäuptern zuteil wird. Und Merkel lieferte. „Jede Bundesregierung und jeder Bundeskanzler vor mir war der besonderen historischen Verantwortung für die Sicherheit Israels verpflichtet. Diese historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes”, versprach die Kanzlerin in ihrer Rede.

Was folgte war langer Applaus. Zu recht, denn ein solch deutliches Bekenntnis zum Judenstaat hatte vor ihr noch kein deutscher Kanzler gewagt.

Fast zehn Jahre sind seither vergangen und die Zeiten für feierliche Versprechungen sind lange vorbei. Tatsächlich steht es um die Beziehung zwischen Berlin und Jerusalem so schlecht wie lange nicht. Die für Mai vorgesehenen Regierungskonsultationen sagte Merkel ab und verschob sie auf 2018. Begründet wurde das mit „der Vielzahl internationaler Termine im Rahmen der deutschen G20-Präsidentschaft“. Die israelische Zeitung „Haaretz“ berichtete hingegen, die Absage der Gespräche sei dem Unmut der Bundeskanzlerin geschuldet, die den Ausbau von jüdischen Siedlungen im Westjordanland missbillige.

„Winziger Bildausschnitt“

Auch Vizekanzler Sigmar Gabriel will vom Thema Staatsräson derzeit wenig wissen. Der deutsche Außenminister – der sich noch vor wenigen Wochen mit “seinem Freund” Mahmud Abbas traf – entschied sich bei seiner ersten Reise nach Jerusalem dazu, auch ein Stelldichein mit der NGO “Breaking the Silence” zu vereinbaren. Eine Organisation, deren Kernanliegen darin besteht, die israelische Armee zu dämonisieren.

Keine Wunder also, dass Gabriels Treffen unter israelischen Politikern für Kopfschütteln sorgt.  “Bei der Organisation handelt es sich um die Speerspitze der Lügenindustrie, die sich gegen Israel richtet”, sagte der Likud-Abgeordnete Amir Ohana den Salonkolumnisten am Dienstag. “Diese NGO präsentiert der Welt einen winzigen Bildausschnitt und gibt vor, als handele es sich um das Gesamtbild.” Zwar spreche nichts dagegen, dass sich der deutsche Außenminister mit dieser Gruppe treffe, so Ohana. Wenn es wirklich die Absicht von Gabriel gewesen wäre, Israel kennenzulernen, hätte er sich bei seiner ersten Reise mit einer breiteren Auswahl an Meinungen vertraut machen können. Das aber habe der deutsche Minister abgelehnt.

Das gesamte Interview mit Amir Ohana können Sie hier als Video ansehen: