Es ist wieder Dschungelcamp-Zeit. Jedes Jahr um diese Zeit verfrachtet RTL Mühselige und Beladene dieser Republik für zwei Wochen in ein kameragespicktes Areal nach Australien. In dieser Mischung aus Montessori-Psychiatrie und Abenteuerspielplatz jammern und intrigieren sie sich der Krönung als Dschungelkönig entgegen. Eine Zwischenbilanz.

2017 ist ein richtig verrücktes Dschungeljahr. Denn neben den üblichen Dschungel-Silikonen, die mit geschwellter (oder in deren Fall besser geschwollener) Brust falsch Zeugnis ablegen und ihre Schmalspurmimik-Show abziehen (Kader Loth), den blöden Beaus (Alexander „Honey“ Keen) und all den anderen üblichen Losern (Jens Büchner, Marc Terenzi) sind diesmal mindestens zwei wirklich psychisch Labile vertreten – Hanka Rackwitz und Markus Majowski. Erstere, als TV-Maklerin bei Vox zu ein bisschen TV-Ruhm gelangt, kriegt unvermittelt depressive Schübe, schüttelt sich in Weinkrämpfen und zetert, dass sie „all die Titten“ im Camp nicht mehr ertragen könne. Markus, Mime der leichten Muse und vom Leben auch schon hinreichend gebeutelt, schaut derweil so irre drein, dass man unvermittelt an die Halsabschneider-Videos von ISIS denken muss. Das ist hinreichend überraschend, weil nicht nach Drehbuch – aber ist es auch wirklich komisch? Nach Recherchen der dschungelaffinen Kollegen von Bild steht Rackwitz nämlich unter dem stetigen Einfluss des Psychopharmakons Citalopram. Auch etliche andere Teilnehmer hätten, so Bild, Suizidversuche respektive dramatische Suchthistorien hinter sich.

Ist das jetzt Kalkül oder Zufall? Und dürfen kranke Menschen so vorgeführt werden? Sofern sie mündig genug sind, ihre recht opulent ausgestatteten Verträge zu unterschreiben und sich per Business Class ins Versace Hotel nach Australien verfrachten zu lassen, lautet die klare rechtliche Antwort ja. Ob sich allerdings das Amüsement IBES mitsamt all seiner intellektuellen Fehltritte und den schmissigen Moderationen genauso entspannt genießen lässt, wenn man weiß, dass ein Großteil der Insassen buchstäblich nicht ganz bei Trost ist, sei dahingestellt. Da gerät gänzlich in den Hintergrund, dass durchaus einige Kandidaten Starpotenzial haben – wider Erwarten etwa die als „Pocher-Luder“ disqualifizierte Sarah Joelle Jahnel. Und dass die eine oder andere Prüfung wie das absurde Autorennen mit blinden, tauben und stummen Kandidaten wirklich, wirklich lustig sind. Es bleibt halt leider beim Lachen stets ein Kloß zurück, wenn sich die Psycho-Wracks über die Dschungel-Bühne schleppen.