Gute Nachrichten zum Jahresbeginn: „Weniger Kohle- und mehr Ökostrom“ meldet die Braunschweiger Zeitung bzw. die dpa heute unter Berufung auf die Denkfabrik Agora Energiewende. Die Stromerzeugung aus Kohle sei Dank der Energiewende „weiter auf dem Rückzug“.

Tatsächlich geht der Anteil der Braunkohle an der Stromerzeugung mindestens seit 1990 fast kontinuierlich zurück. Wobei: So ganz stimmt das nicht: Nach einem Tiefststand von 23,1 Prozent im Jahr 2010 stieg er im folgenden Jahr erstmals wieder auf 24,5 und 2012 gar auf 25,6 Prozent. Grund dafür ist eine Flutwelle, die im März 2011 einen Teil der Ostküste Japans überspülte und kurz darauf offenbar irgendwie das 9.000 Kilometer weiter westlich liegende Deutschland erreichte und dort zur Abschaltung von acht Kernkraftwerken führte.

Für die ausgefallene Grundlast mussten unter anderem Braunkohlekraftwerke in die Bresche springen – mit all ihren negativen Folgen für Gesundheit und Klima. Immerhin ist die Braunkohle nun – sechs Jahre später – wieder auf dem Niveau von vor dem überhasteten Atomausstieg. Der Erfolg dieses Anteils der Energiewende besteht also vorerst daraus, keinen zusätzlichen Schaden mehr anzurichten.

Eine zweite Zahl, die der Agora-Bericht hervorhebt, ist die 32,3. Das ist der prozentuale Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung im Jahr 2016. Das klingt gut: Jede Dritte Kilowattstunde in Deutschland stammt aus erneuerbaren Energiequellen – im Durchschnitt.

Nur wird Strom leider nicht im Durchschnitt produziert und verbraucht. In der Woche vom 12. bis 18. Dezember etwa trugen die Solarenergie laut dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme gerade mal mit 0,1 Prozent und die Windenergie mit knapp acht Prozent zur Stromproduktion bei. In der Weihnachtszeit hingegen waren es dann plötzlich knapp drei respektive 28 Prozent.

Diese Schwankungen müssen durch Zu- und Verkauf von Strom sowie durch kurzfristige Leistungssteigerungen und -senkungen bei anderen Kraftwerken ausgeglichen werden. Und da der Börsen-Strompreis vor allem wegen des Ausbaus der auf dem Markt gesetzlich bevorzugten Erneuerbaren in den Keller gegangen ist, können Kraftwerke, die billige Braunkohle verfeuern, das ständige Hoch- und Runterfahren wirtschaftlich besser verkraften als moderne und weit sauberere Gaskraftwerke.

Aber immerhin: Der Agora-Bericht bejubelt nun erstmals auch einen Anstieg der Stromproduktion aus Erdgas. Wenn die Energiewende weiter so erfolgreich verläuft, erreicht der Gasanteil vielleicht ja schon im kommenden Jahr das Niveau von 2010.