Eine ehemalige Mitarbeiterin des „Tagesspiegel“-Verlages erstellt ein Ranking zur Seriösität der deutschen Medienlandschaft. Auf Platz eins: Der „Tagesspiegel“.

Ein politischer „think tank“ namens „polisphere“ sorgte am Dienstagmorgen für Furore im Netz. Der Verein hatte am Tag zuvor eine Grafik gepostet, die einen „Ordnungsversuch für die deutsche Medienlandschaft“ darstellen soll. Aufgeführt sind Medien von der rechtsextremistischen „Nationalzeitung“ bis zur nationalbolschewistischen „jungen Welt“. Die linke Berliner Wochenzeitung „Jungle World“ firmiert etwa unter „fake news“.

Dazwischen klemmt die Mainstreampresse. Zu „WDR“, „MDR“, „BR“ und „NDR“ sagen die Macher in feinstem Comic Sans MS: „Kann man machen, bestätigt aber nur bestehende Ansichten.“ „NTV“ und „Spiegel Online“: „Besser als überhaupt keine Nachrichten“. Im Zentrum der Grafik, quasi als leuchtendstes Beispiel eines seriösen, unbefangenen Mediums steht der „Tagesspiegel“. Prädikat:“Verlässliche Nachrichtenquelle“.

Ein Ranking mit Geschmäckle

Das ist sicher nicht falsch. Der „Tagesspiegel“ ist ein journalistisch sauber arbeitendes Medium mit renommierten Journalisten. Der Autor dieser Zeilen kann das als ehemaliger Volontär aus erster Hand bestätigen. Dennoch hat die exklusive Chartplatzierung ein Geschmäckle. Mit-Autorin der Medien-Grafik ist Sandra Busch-Janser, Vorsitzende von „polisphere“. Über sie erfahren wir auf der Website:

„Von 2014-2016 übernahm sie als Chefin vom Dienst für politische Informationsdienste beim Verlag Der Tagesspiegel die Integration des von ihr gegründeten Unternehmens ‚Berliner Informationsdienst‘ in die Verlagsstrukturen und verantwortete dort die Inhalte des Tagesspiegel Politikmonitoring in den Politikfeldern Energiepolitik, Gesundheitspolitik, Netzpolitik und Verkehrspolitik.“

Frau Busch-Janser sieht darin kein Problem. „Ich finde, die Kollegen machen eine gute Arbeit“, sagt sie auf Anfrage. „Ich sehe da keinen Interessenkonflikt.“ Für den „Tagesspiegel“-Verlag sei sie nicht mehr tätig.

„Fragwürdige journalistische Werte“

Sicherheitshalber heißt es zu der Grafik: „Unsere Übersicht ist selbstverständlich nur eine Diskussionsgrundlage und keine wissenschaftliche Ausarbeitung, beruht auf persönlichen Einschätzungen (nicht nur des polisphere-Teams) und ist natürlich nicht abschließend.“

Die „persönliche Einschätzung“ von einer ehemaligen Mitarbeiterin des „Tagesspiegel“-Verlages, dass ebendiese Publikation das deutschlandweite Nonplusultra sei, ist wahrhaftig „keine wissenschaftliche Ausarbeitung“. Man könnte sie allerdings durchaus in der eigenen Grafik an die Ränder einordnen: Dort stehen Medien, die nach Ansicht der Macher „fragwürdige journalistische Werte“ vertreten.

Mehr zu dem Thema bei den Ruhrbaronen: „Wie geht plumpe Eigen-PR? Mach’s wie Polisphere!“