Reflexhaft werden nun auch nach der Saarland-Wahl die Demoskopen beschuldigt, sie hätten die Öffentlichkeit in die Irre geführt. Doch das haben sie nicht.

Die Wahlurnen im Saarland sind kaum ausgeleert, da häufen sich in den Medien schon wieder die Behauptungen, die Umfrageforscher hätten versagt. So spottet die FAZ, der „Schulz-Effekt“ auf die Demoskopen sei größer gewesen als auf die Wähler, was schon logisch Unsinn ist, denn die Umfrageforscher beantworten ihre Fragen ja nicht selbst. Und die „Welt“ erklärt in einem langen schlauen Artikel, warum die Umfragen „immer öfter irren.“ Na, da bin ich mal gespannt. Den Beleg für diese Behauptung möchte ich allerdings erst einmal sehen.

Es liegt mir ja fern, den Apologeten für andere Umfrageinstitute zu spielen (wir selbst haben im Saarland keine Wahlumfragen gemacht), aber eine Klarstellung scheint mir schon angebracht: Die einzige mir bekannte ernstzunehmende Repräsentativumfrage, die wirklich unmittelbar vor dem Wahltermin stattfand und deswegen als Prognose gewertet werden kann, ist die der Forschungsgruppe Wahlen (weiß Gott nicht mein Lieblingsverein) vom 22.-23. März, veröffentlicht am 23. März. Diese Umfrage ergab:

CDU: 37%
SPD: 32%
Linke: 12,5%
AfD: 6%
Grüne: 4,5%
FDP: 4%

Das vorläufige amtliche Endergebnis lautet:

CDU 40,7%
SPD 29,6%
Linke 12,9%
AfD 6,2%
Grüne 4,0%
FDP 3,3%

Befragt wurden 1132 Personen. Bei dieser Befragtenzahl liegt die statistische Fehlertoleranz bei einem Ergebnis von 40 Prozent bei 3 Prozentpunkten. Bei fünf von sechs Parteien lag die Abweichung voll und ganz innerhalb dieser Spanne. Bei den kleinen Parteien waren die Werte sogar erstaunlich exakt. Lediglich bei der CDU liegt die Abweichung geringfügig über der statistischen Unschärfe. Das sieht blöd aus, ist aber nie ganz zu vermeiden. Dadurch wird die Umfrage ja nicht gänzlich falsch. Die Kollegen in Mannheim sind wahrscheinlich jetzt auch nicht gerade stolz auf ihre Zahlen, doch schämen müssen sie sich auch nicht. Ihre Ergebnisse spiegelten ziemlich klar die politischen Kräfteverhältnisse im Saarland wider. Es wäre schon schön, wenn Journalisten wenigstens einmal ihre eigenen Interpretationen überprüfen würden, bevor sie mit Fingern auf andere zeigen.