Klingt wie eine Sportverletzung und ist genauso nützlich: Binnenmajuskel.

Die Bahn kam zuerst. Klingt unglaubwürdig, zugegeben. Aber meiner Wahrnehmung nach waren es die Werbefachleute des Konzerns, die als erste in die Namen aller möglichen Züge und Produkte einen Großbuchstaben gequetscht haben. Geboren waren der InterCity, der InterRegio und die BahnCard – und damit die Behauptung, ein oller Interregio werde womöglich nicht schneller, aber immerhin schicker, wenn man ihn InterRegio schreibt.

Der treffende Begriff für diesen Großbuchstaben im Wortinneren wäre deshalb „Werberversalie“. Er nennt sich offiziell allerdings Binnenmajuskel – was wiederum klingt wie ein Fachwort aus einem Lust-und-Liebe-Ratgebertext in der „Brigitte“. Oder wie eine Sportverletzung. Zerrung des Binnenmajuskels, schmerzhaft, vier Wochen Füße hoch. Und kühlen!

Wie auch immer: Binnenmajuskel sind im Deutschen eigentlich nicht vorgesehen, außer als besondere Schreibweise für den Namen Gottes in alten Bibel-Ausgaben und der Tora (GOtt, HErr) sowie für Eigennamen. Und genau da – also bei den Eigennamen, nicht in der Bibel – haben die Werber ihn für sich entdeckt. Seitdem haben sich etwa die Hamburger HafenCity und die StädteRegion Aachen von irgendwelchen Agenturen diesen Unsinn aufschwatzen lassen.

Man kann Binnenmajuskel oder Werberversalie getrost als Petitesse abtun, zumal die Bahn selbst schon wieder Intercity schreibt. Doch meine zugleich steile wie unwiderlegte These lautet, dass der InterCity eine Unterform jener Zerstückelungskrankheit ist, die mit falschen Bindestrichen und dem Deppenleerzeichen einhergeht. Es sind Symptome derselben Malaise, sie sitzen gewissermaßen im selben Zug. Dashalb lautet der erste Schritt zur Besserung: Aussteigen. Aber Vorsicht – zerren Sie sich an der Bahnsteigkante bloß nicht ’nen Majuskel.