Im Hamburger Schanzenviertel bereiten sich Ladenbesitzer auf die G20-Randale vor. Einige hängen sich Plakate ins Schaufenster, die ihre Ablehnung des Gipfels zum Ausdruck bringen – die Kapitulation vor dem Mob und eine moralische Bankrotterklärung.

Wenn sich das „Schweinesystem“ schon nicht hinwegfegen lässt, kann man wenigstens ein paar Kapitalisten die Scheiben einschlagen. So simpel ist das Kalkül so mancher linksautonomen Spinner, die auch diesmal wieder den G20-Gipfel zum Anlass nehmen werden, um randalierend durch eine Innenstadt zu ziehen. In diesem Jahr trifft es Hamburg. Im Schanzenviertel bereitet man sich bereits auf die Gewaltorgie ab Freitag vor. Spiegel Online berichtet von Inhabern, die ihre Läden verrammeln.

Andere hoffen, von den Chaoten verschont zu werden. Dafür haben sie sich ein Plakat mit der Aufschrift „No G20. Spare Our Store!“ ins Schaufenster gehängt. Wir sind doch eigentlich auf derselben Seite, lautet die Botschaft dieser Aushänge, die offenbar von linken Aktivisten verteilt wurden. Unausgesprochen steht dahinter eine perfide Variante des St.-Florian-Prinzips: „Verschon’ mein Haus / Zünd’ and’re an!“

Kapitulation vor dem Mob. Ein Ladenbesitzer hat kurzerhand selbst ein Poster gemalt – und bedankt sich artig dafür, verschont zu bleiben.

Denn hier wird nicht nur gebetet, sondern aktiv selektiert. Die Guten bekommen ein Plakat, die Schlechten dürfen gebrandschatzt werden. Die vollständige Bankrotterklärung und Unterwerfung unter die Gewalt der Straße zeigt ein selbstgemaltes Plakat, bei dem sich der Ladeninhaber auch noch beim Mob im Voraus dafür bedankt, dass er ihm hoffentlich nicht die Einrichtung demoliert. Natürlich ist es leicht, aus sicherer Entfernung von den Unternehmern im Schanzenviertel moralische Integrität und das damit verbundene finanzielle Risiko einzufordern. Trotzdem ist es nötig. Die angemessene Reaktion auf diese Plakate wäre es, sie zu sammeln und gemeinsam öffentlich zu verbrennen.

Wie erschreckend das Denken hinter dieser Aktion ist, wird deutlich, wenn man die Vorzeichen umdreht: Was wäre, wenn das Schanzenviertel nicht von links, sondern von rechts dominiert würde? Wenn Aktivisten des Nationalen Widerstands Poster verteilten mit der Aufschrift: „Deutscher Besitzer. Verschont diesen Laden“?

Das Prinzip ist dasselbe: Dieser hier gehört zu den Guten. Den lasst in Ruhe. Die anderen dürft ihr fertigmachen. Man muss kein Nazi sein, um Nazimethoden anzuwenden. Das zeigt die Aktion in Hamburg. Wer sich darauf einlässt, gibt diesen Methoden nach – und macht sich zumindest moralisch mitschuldig.