Den Israelfreund Trump gab es nur im Wahlkampf

Neben den vielen anderen Flurschäden, die bereits auf sein Konto gehen, ist Donald Trump auch für die Spaltung vieler proisraelischer Gruppen in aller Welt verantwortlich. Seitdem er ankündigt hatte, die amerikanische Botschaft endlich nach Jerusalem zu verlegen, hing die eine Hälfte der Israelsympathisanten bedingungslos an seinen Lippen und verzieh ihm in der Folge jede noch so krasse Entgleisung unter lobendem Verweis auf sein Nicht-Obama-Sein.

Die andere Fraktion fürchtete, man könne Trump in puncto Nahostpolitik genauso wenig trauen wie auf allen anderen Gebieten, auf denen er entweder im Ungefähren blieb oder sich permanent selbst widersprach. Seine Haltung zu Israel könne folglich nicht als Entschuldigung für sein restliches Programm herangezogen werden.

„Schlecht für den Frieden“

Nach dieser Vorrede machen wir’s kurz: Die zweite Gruppe hatte recht. Seit er im Amt ist, ist Trump von seinen israelfreundlichen Ankündigungen immer weiter abgerückt. Sowohl zur Verlegung der Botschaft als auch zur israelischen Politik allgemein wurden vom Präsidenten Trump plötzlich ganz andere Töne hörbar als vom Gernegroß aus dem Wahlkampf. Mit einem Interview ausgerechnet im Likud-Hausblatt „Israel Hayom“ von Casino-Mogul und Trump-Spender Sheldon Adelson setzt sich dieser Trend nun fort. Die Botschaftsfrage blieb nebulös („I’m learning the issue and we’ll see what happens“) und, schlimmer noch, auch Siedlungen sind nach offizieller Lesart des POTUS jetzt „schlecht für den Frieden“.

Bei dieser Distanzierungsgeschwindigkeit kann einem glatt das Toupet wegfliegen. Wenn Trump in dem Tempo weitermacht, dann wird die Botschaft in den nächsten ein, zwei Jahren am Ende doch noch verlegt – nur nicht mehr nach Jerusalem, sondern gleich nach Ramallah.