Die Autorin des „Framing Manual“ der ARD lässt sich als Direktorin des „Berkeley International Framing Institute“ bezeichnen. Zur weltweit renommierten Universität Berkeley hat das Institut, so es denn überhaupt eines gibt, jedoch keine Verbindung.

Es werde Licht! Diesen Leitspruch gab sich die kalifornische Universität Berkeley zu ihrer Gründung 1868 und tatsächlich haben sich die Forscher und Studierenden in den folgenden anderthalb Jahrhunderten alle Mühe gegeben, die Welt aus der Dunkelheit des Unwissens zu führen. Insgesamt 107 Forschern der Hochschule wurden bislang mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, sieben mit der Fields-Medaille, um nur einige, wenige akademischen Meriten aufzuzählen. Kein Wunder also, dass Berkeley seit Jahren in sämtlichen Uni-Ratings Spitzenpositionen erreicht.

Ebenfalls zu den Absolventen der US-Hochschule zählt Elisabeth Wehling. Ein Nobelpreis war der deutschen Sprachwissenschaftlerin bislang zwar nicht vergönnt, dennoch kann sie sich derzeit nicht über mangelndes Interesse an ihrer Forschung beschweren. Wehlings „Berkeley International Framing Institute“ hat 2017 ein Gutachten für die ARD erstellt, in dem den Mitarbeitern Formulierungshilfen im verbalen Duell mit „medienkapitalistischen Heuschrecken“ und anderen Fieslingen an die Hand gegeben werden.

 

Und hier wird’s dann ein bisschen düster, um nicht zu sagen: finster. Denn über das ominöse Institut, dem Wehling angeblich vorsitzt, ist wenig bekannt. Und die Sprachwissenschaftlerin ist wiederum nicht auskunftsbereit: Eine Mail-Anfrage der Salonkolumnisten, wie viele Mitarbeiter das Institut beschäftigt und wo genau sich der Standort befindet, ließ sie bislang unbeantwortet. Zumindest eines aber ließ sich herausfinden: Mit der kalifornischen Universität Berkeley hat Wehlings „Berkeley International Framing Institute“ so viel zu tun, wie die San Francisco Bay mit der Uckermark. Wehling sei zwar weiterhin als Postdoc an Berkeleys Linguistik-Fachbereich aktiv, ihr Institut habe aber keine Verbindungen mit der Universität Berkeley, sagt Janet Gilmore, Sprecherin der amerikanischen Hochschule den Salonkolumnisten. Hat die akademische Lichtgestalt ein wenig dick aufgetragen? Die Sprecherin der Universität Berkeley jedenfalls wird wortkarg, wenn man danach fragt, ob Wehlings Namenswahl für das Institut nicht irreführend sei: „Das möchten wir derzeit nicht kommentieren“, sagt Gilmore.

Gut möglich, dass die ARD sich genau in diese Irre führen ließ. Beim MDR, unter dessen ARD-Vorsitz das „Gutachten“ beauftragt wurde, geht man bis heute davon aus, es mit einer kalifornischen Wissenschaftseinrichtung zu tun zu haben: „Zu Beginn des Jahres 2017 wurde der MDR auf die Arbeit der Kognitionswissenschaftlerin Dr. Elisabeth Wehling aufmerksam, die sich mit der Sprache, der Sprachwirkung und der zugehörigen Deutungsrahmen an ihrem Institut in Kalifornien beschäftigte“, sagt MDR-Sprecher Walter Kehr den Salonkolumnisten.

Interessant ist: Wehling selbst lässt sich zwar als Direktorin vorstellen und auf Panels und bei Vorträgen ankündigen – etwa hier, hier oder hier. Doch sie selbst vermeidet es, sich selbst so zu bezeichnen. Weder auf ihrer Website, noch auf der Institutsseite taucht der Titel „Direktorin“ auf.

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