Es brauchte Trumps Wahl, damit die wirren Ansichten von RFK Jr. auch bei stärker bekannt wurden. Früher war er mit seiner Medizinesoterik bei Grünen und Linken hierzulande ein gern gesehener Gast – und bis heute bleibt man sich in vielen zentralen Fragen einig.

Nun ist es also geschehen: Robert F. Kennedy Junior ist bestätigter Gesundheitsminister im Kabinett von Donald Trump. Damit übernimmt ein Anwalt den Posten, der seit Jahren Chemie- und Pharmaunternehmen mit Prozessen überzieht, weil sie angeblich mit Impfstoffen oder Chemikalien ahnungslose Verbraucher vergiften. Doch Kennedy ist weit mehr. Er ist seit Jahrzehnten Anhänger pseudowissenschaftlicher Esoterik und von Verschwörungstheorien – eine Tatsache, die europäische Umweltschutzorganisation und vor allem die grüne Partei systematisch ausgeblendet haben. Eine Aufarbeitung hat bisher nicht stattgefunden, denn sie würde ergeben, wie sehr die Partei und ihre Vorfeldorganisationen auf wissenschaftliche Erkenntnisse pfeifen, wenn diese der eigenen Ideologie widersprechen.

Die Ernennung von Robert F. Kennedy Jr. (RFK Jr.) zum Gesundheitsminister im zweiten Kabinett von Donald Trump dürfte grünen und linken Politikern erhebliche kognitive Dissonanzen bereiten. Trump kündigte an, er werde Kennedy bei Gesundheit, Lebensmitteln und Medikamenten „freie Hand“ lassen („I’ll let him go wild“). RFK Jr. unterstehen jetzt elf Behörden, darunter die Food and Drug Administration (FDA), die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und die National Institutes of Health (NIH). Er hat damit nicht nur die Kontrolle über die Zulassung von Medikamenten, Impfstoffen, Therapien, Pflanzenschutzmitteln, Chemikalien usw. sowie die gesamte öffentlich geförderte biomedizinische Forschung der USA (ca. 42 Mio. US-Dollar p.a.), sondern auch die Macht, die Gesundheits- und Ernährungswende einzuleiten, die seit Jahren zu seinem politischen Programm gehört.

Dazu gehören: Förderung von Kleinbetrieben, Förderung regenerativer und Bio-Landwirtschaft, Schutz von Gesundheit und Biodiversität durch das Verbot von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Gentechnik, Abschaffung der so genannten „Monokulturen“ und der „industriellen Landwirtschaft“ – Forderungen, die so auch in den Wahlprogrammen der Grünen und der Sozialdemokraten in Deutschland stehen.

Als Experte wohlgelitten

Kennedy war in Europa lange Zeit beliebt und gänzlich unumstritten. Er galt als engagierter Umweltschützer, der skrupellosen Konzernen die Stirn bietet. Besonders seine Aktivitäten gegen das von zahlreichen Politikern und Umweltschutzorganisationen als Ultragift verschriene Glyphosat erfuhren viel Aufmerksamkeit. Die Grünen luden ihn 2018 sogar als „unabhängigen“ Experten für ein Hearing ins Europaparlament ein. Titel der Veranstaltung: „Grüner Faktencheck Glyphosat – ohne Industrielobbyismus“.

Da er zur demokratischen Partei gehörte, sah man über seine schon damals bekannten Ausfälle in Sachen Impfstoffe (“They get the shot, that night they have a fever of 103 [degrees], they go to sleep, and three months later their brain is gone. This is a Holocaust, what this is doing to our country.” – April 2015) hinweg und ignorierte auch seine sonstigen abstrusen Behauptungen über Quecksilber in Impfstoffen, Wunderkuren durch Nahrungsergänzungsmittel, den gesundheitsfördernden Effekt von Rohmilch oder die Gefahren durch Chemtrails, 5G-Netzwerke und die Fluoridierung von Trinkwasser.

Auch seine Rolle bei der katastrophalen Masernepidemie in Samoa, die 70 Tote verursachte, war kein Thema für deutsche Medien. Ende 2019 verschlimmerte er eine dort beginnende Masernepidemie, indem er bei einem Besuch auf der Insel öffentlichkeitswirksam vor dem Einsatz von Masernimpfstoffen warnte. Als das Land wenige Wochen später von einer Masernwelle überschwemmt wurde (3 Prozent der Bevölkerung infizierten sich) teilte er dem Premierminister in einem Brief mit, der Masernimpfstoff selbst sei die wahre Ursache der Krise, da er irgendwie einen „mutierten Stamm“ der Krankheit hervorgebracht habe.

Eine Corona von Quacksalbern

Seit ein paar Jahren behauptet er – auch das kein Thema in deutschen Medien – die Amokläufe bewaffneter Jugendlicher seien auf Antidepressiva zurückzuführen und die angeblich stark wachsende Zahl von Transgender-Menschen und Homosexuellen auf Rückstände von Pestiziden und Kunststoffen im Trinkwasser, die das Hormonsystem durcheinander brächten (wobei das Narrativ der Chemikalien in der Umwelt, die das menschliche Hormonsystem stören, zur gängigen Umweltschützer-Folklore gehört).

Kennedy umgibt sich seit Jahren mit Scharlatanen wie Dr. Mehmet Oz (jetzt Chef der Gesundheitssysteme Medicare und Medicaid), der es mit bizarren Wunderkuren und einer eigenen Fernsehshow zum Milliardär gebracht hat und mit Impfgegnern und Wundermittel-Verkäufern wie Sherri Tenpenny, Steve Kirsch, Del Bigtree, Sayer Ji, Mikki Willis, Vani „Foodbabe“ Hari und Joseph Mercola. Nichts, was er in den letzten zwei Jahrzehnten über Krankheit, Gesundheit und Ernährung von sich gegeben hat, hält einem Faktencheck stand.

Diese Aktivitäten haben nur sehr selten ihren Weg in deutsche Medien gefunden und seiner Beliebtheit in grünen und linken Kreisen keinen Abbruch getan. Unterstützung findet RFK Jr. bis heute bei Umweltschutzgruppen, deren Behauptungen auch in Europa zur Kenntnis genommen und verbreitet werden: Moms against Monsanto, Natural Resources Defense Council, Organic Consumers Association, The Environmental Working Group, The Union of Concerned Scientists und US Right to Know. Als sich im April 2024 ein paar Umweltschutzgruppen in einem offenen Brief von ihm distanzierten („Robert F. Kennedy, Jr. ist kein Umweltschützer. Er ist ein gefährlicher Verschwörungstheoretiker und Wissenschaftsleugner, dessen Agenda eine Katastrophe für unsere Gemeinden und unseren Planeten wäre.“) fehlten nicht nur die Unterschriften dieser Gruppen, sondern auch die anderer internationaler Organisationen, die gegen Gentechnik und Glyphosat kämpfen, etwa des Pesticide Action Network PAN oder die von Beyond Pesticides, Greenpeace, Navdanya, Regeneration International, The Heartland Association, Via Campesina, und vielen anderen mehr. Europäische Initiativen, die sich ansonsten gern in den US-Wahlkampf einschalten, waren überhaupt nicht vertreten.

Ernährungswende, Agrarwende, Medizinwende

Es ist jedoch kein Wunder, dass über all dies hinweggesehen wurde. Schließlich ähneln viele von Kennedys sonstigen Diagnosen und Strategien in groben Zügen den Wahlprogrammen der deutschen Grünen: Die Bevölkerung sei fehlernährt, übergewichtig und kränklich, und es müsse eine Ernährungswende eingeleitet werden. Pestizidrückstände führten zu zahlreichen chronischen Erkrankungen. Die Bevölkerung müsse daher angehalten werden, gesünder zu essen, d.h. sich von Biokost zu ernähren statt von „hochverarbeiteten“ (was immer das ist) Lebensmitteln, die Nahrung müsse frei von Zusatzstoffen („ohne Chemie“) und Gentechnik sein. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel lehnen RFK Jr. und die Grünen ebenso ab wie gentechnisch verändertes Saatgut, das nur zu einer dramatischen Steigerung des Absatzes von Glyphosat geführt habe, ohne einen Nutzen zu haben. Gentechnik sei weder sicher noch gesund noch umweltfreundlich, und das gelte auch für das aus seiner Sicht hochriskante Gene Editing (nachzuhören hier). Seine politische Forderung ist daher die gleich wie der der deutschen und europäischen Grünen: das Verbot all dieser Technologien und Substanzen. Und natürlich propagiert er nicht nur eine Ernährungs- und Agrarwende, sondern auch eine Medizinwende, die endlich mehr Wert auf Vorbeugung statt auf Reparatur oder die Chronifizierung von Erkrankungen legen solle. Die Medizin habe durch den Einfluss der Pharmalobby keinerlei Interesse mehr an gesunden Menschen, sondern wolle möglichst viele Kranke, um einen stetigen Strom von Einnahmen und Profiten zu generieren.

So weit ist das in Deutschlands grünem und linkem Spektrum bis in die Sozialdemokratie hinein anschlussfähig, und von Kennedy vertretene Positionen finden sich vielfach wiederholt in Parteitagsreden, Wahl- und Grundsatzprogrammen, in Stellungnahmen rot und grün geführter Ministerien und in den einschlägigen Medien von der taz bis zur Frankfurter Rundschau oder der Süddeutschen Zeitung.

Peinliche Verbündete

Auch was seine Allianzpartner angeht, passt zwischen Kennedy und die Grünen kein Blatt Papier. Da ist Ronnie Cummins von der Organic Consumer Association, mit dem Kennedy bis zu Cummins‘ Tod 2023 „mehr als 40 Jahre Seite an Seite“ kämpfte – wie auch die grüne Bundestagsabgeordnete und Ex-Agrarministerin Renate Künast, die u.a. mit Cummins den Verein „Regeneration International“ gründete und mit ihm ein „Tribunal gegen Monsanto“ veranstaltete. Regeneration International propagiert die „regenerative Landwirtschaft“, ganz so wie Kennedy, der wie die grüne Partei die Mär von den nur noch „60 Ernten“ verbreitet (inzwischen dürften es nur noch 50 sein), die uns bleiben, weil die konventionelle Landwirtschaft angeblich zerstörte, unfruchtbare Böden hinterlässt.

Da ist Joseph Mercola, der das von Künast beworbene Monsanto-Tribunal finanzierte und auch der Geldgeber von Künasts Verein Regeneration International ist. Impfgegner Mercola schrieb zusammen mit Künasts Freund Cummins das Buch „Covid-19: Die ganze Wahrheit: Enthüllungen zum Great Reset, den Lockdowns, den Impfungen und der Neuen Normalität“ (die deutsche Ausgabe erschien im einschlägig bekannten Kopp-Verlag) – Vorwort RFK Jr. Das Buch enthüllt angeblich, dass „die weltweite Pandemie (sic) von den globalen Eliten schon lange vorhergesagt und dazu benutzt wurde, um die größte Wohlstandsumverteilung in der Geschichte der Menschheit zu ermöglichen und zu verschleiern“ sowie „sichere, einfache und kostengünstige Methoden der Behandlung und Vorbeugung gegen Covid-19 zensiert und unterdrückt wurden, um die Akzeptanz einer Impfung zu erhöhen.“

Da ist das Pesticide Action Network PAN, das die grüne Europaparlamentsfraktion 2018 gemeinsam mit Kennedy zu einem Hearing zum Thema „Grüner Faktencheck Glyphosat – ohne Industrielobbyismus“ einlud.

Verzögerungstaktik gegen COVID-Impfstoffe

Da ist das französische Comité de Recherche et d’Information Indépendantes sur le Génie Génétique CRIIGEN („Ausschuss für unabhängige Forschung und Information über Gentechnik“), dessen wissenschaftliches Beiratsmitglied Michael Antoniou von den Euro-Grünen 2021 ins Europa-Parlament als Sachverständigen eingeladen wurde und der im selben Jahr eine Anti-Gentechnik-Broschüre für sie schrieb. Zu diesem Zeitpunkt unterstützte CRIIGEN Kennedy bereits mit einem öffentlich einsehbaren pseudowissenschaftlichen Gutachten bei einer Klage, die er am 10. Oktober 2020 gemeinsam mit fünf dubiosen Impfgegner-Vereinen gegen die EU einreichte, weil das Parlament die Hersteller der Corona-Impfstoffe von der Verpflichtung befreit hatte, vor Beginn der klinischen Studien eine langwierige Umwelt- und Biosicherheitsverträglichkeitsstudie durchzuführen – eine Entscheidung, der die Euro-Grünen im Europaparlament übrigens (bis auf eine Ausnahme) nicht zugestimmt hatten. Das CRIIGEN-Gutachten rührte ebenso wie die Antoniou-Broschüre nach bewährtem Muster ohne Einordnung alles zusammen, was sich in der Literatur so findet, um Impfstoffe bzw. GeneEditing-Pflanzen als unvollständig getestet, absehbar gesundheitsschädlich und potenzielle Bedrohung der Menschheit darzustellen.

Da sind die Schnittpunkte mit der in Deutschland von vielen verehrten und vielfach eingeladenen Vandana Shiva – 2014 umjubelter Ehrengast auf dem Parteitag der Grünen in Hamburg, 2020 Festrednerin der Lessingtage des Hamburger Thalia-Theaters, 2023 Gastrednerin beim Goetheanum der Anthroposophen, dem Evangelischen Kirchentag 2019 und 2023, einer Großveranstaltung des BUND Bayern und zuletzt im September 2024 Vortragsrednerin auf der Digital-Life-Design Nature Konferenz der Burda-Stiftung in München.

Gemeinsam gegen Fauci

Zugleich war sie in den letzten Jahren Dauergast in Kennedys Podcasts, bei seinen Videokonferenzen, auf seiner Internetplattform Children’s Health Defense und seinen Veranstaltungen. Über Kennedys abstruses Machwerk „The Real Anthony Fauci“, in dem er dem NIAID-Direktor Anthony Fauci unter anderem vorwirft, unwirksame Medikamente gegen HIV und COVID propagiert zu haben, um sich damit die Taschen zu füllen, urteilte Shiva 2021: „Bobby Kennedys Buch über den wahren Anthony Fauci spricht die Wahrheit in einer Zeit, in der Gesundheitsvorsorge zum Gesundheitsschaden wird und Unwahrheit durch Anti-Wissenschaft und Fake News regiert.“ Die grüne Bundestagsabgeordnete Renate Künast schreckte dennoch nicht davor zurück, Shivas 2022 auf Deutsch erschienen Autobiografie „Terra Viva: Mein Leben für eine lebendige Erde“ mit einem Vorwort zu ehren.

Auf einem seiner ersten Wahlkampf-Fundraiser im September 2023 kam Shiva spontan zu Kennedy, um ihn für sein „Engagement für Menschlichkeit, Wahrheit und Freiheit“ zu loben: „Lieber Bobby, Du versuchst nicht nur, Einheit in Amerika zu schaffen, deine Arbeit ist Einheit für die Menschheit.“ Diese Unterstützung hat sie auch in den folgenden Monaten fortgesetzt.

Der starken anthroposophisch-alternativmedizinischen Fraktion der Grünen tat im übrigen wohl, dass Kennedy sich immer wieder auf Kongressen mit Homöopathen, Osteopathen, Energieheilern und Impfgegnern traf, um über „sanfte“ Medizin, alternativmedizinische Wunderkuren und die Ausleitung von Impfstoffen zu schwadronieren.

Plötzlich rechts?

Für das technik- und globalisierungskritische Bionade-Bürgertum von SPD über Grüne, Kirchen, Missionswerke, Kulturschaffende und Anthroposophen kam es daher ziemlich überraschend, dass ihr Darling Kennedy, der im letzten Wahlkampf als unabhängiger Kandidat antrat, im August 2024 die Seiten zu Trump wechselte – und nicht zu Harris.

Inzwischen nun erfährt die erstaunte Öffentlichkeit, dass Kennedy Impfgegner ist, aber da hört die Analyse schon auf. Impfgegner ist ein vergleichsweise harmloser Stempel. Der integre Umweltschützer irrt halt in diesem einen Punkt. Den Rest schaut sich das grüne Bürgertum nicht so gerne an. Denn es müsste sich die Frage stellen, ob er nicht auch bei allen anderen Themen – Glyphosat, Gentechnik, der Ursachenforschung in Sachen Autismus und chronischen Krankheiten, der Ernährungswende, der regenerativen Landwirtschaft – Positionen bezieht, die ebenso pseudowissenschaftlich und esoterisch sind. Das könnte für die grüne Partei schmerzlich werden, die doch – wie Kennedy – bislang noch jede Innovation bekämpfte, die aus einem modernen Forschungslabor kam und erst einknickte, wenn die eigene Klientel bedroht war. Gentechnik in der Medizin war so lange von Übel, bis die grünen AIDS-Aktivisten aus Berlin dagegen Sturm liefen. Der HPV-Impfstoff war für die Künast-Generation der Partei unnützes Pharma-Marketing, bis die jüngeren Grünen dann doch lieber ihre Kinder schützen wollten. Und als die Corona-Pandemie begann, entschied sich die Partei angesichts der Todeszahlen doch eher auf mRNA-Impfstoffe statt auf Homöopathie und Pferdemedizin zu setzen.

Was Wissenschaft ist, entscheide ich

Damit aber haben sie das innerparteiliche Gleichgewicht zwischen „so ’ne Wissenschaft und so ’ne Wissenschaft“ (Claudia Roth) bereits schwer belastet. Da ist auf der einen Seite die eher junge Klientel, die nicht nur in Sachen Klima, sondern auch bei der grünen Gentechnik, Glyphosat und anderen Themen die Wissenschaft respektiert; und auf der anderen die Fraktion der „wer heilt, hat recht“-Naturromantiker, die Demeter-Kost und Mondscheinwasser bevorzugt und mit ihren Kindern lieber erst einmal zum homöopathisch-ganzheitlichen Heilpraktiker geht als zum „Schulmediziner“. Die grüne Partei ähnelt hier sehr stark der Methode RFK Jr.: Beide verweisen häufig auf wissenschaftliche Studien, schieben die Wissenschaft aber beiseite, wenn sie ihre Darstellung nicht stützt. Statt des Goldstandards wird Politik mit einer Mischung aus Wissenschaft, Pseudowissenschaft und Emotionen betrieben. Bei dieser Übereinstimmung verbietet es sich, allzu sehr auf Kennedy einzudreschen und die mühsam gehaltenen Impfskeptiker wieder zu verprellen.

So sind Deutschlands Grüne und Linke auffällig still. Renate Künast kommentierte Kennedys Ernennung zum Gesundheitsminister nur kurz: „Da schaue ich staunend drauf. Was daraus wohl wird!?

Was daraus wird, das hat Kennedy bereits angekündigt: Er will Werbung für Medikamente verbieten, aber das ist in Europa schon lange so und wird daher hier niemanden aufregen. Nicht verbieten wird er natürlich die Werbung für Nahrungsergänzungsmittel und Wundermittel, für die in den USA ein ähnlicher Sonderstatus besteht wie bei uns für die homöopathische und anthroposophische „Medizin“.

Forschung zum Thema Infektionskrankheiten will er mindestens acht Jahre lang (das wäre dann länger als Trumps voraussichtliche Amtszeit) auf Eis legen. Geforscht werden soll stattdessen an Mitteln gegen chronische Erkrankungen, die Ursachen von Autismus und die Sicherheit von Impfstoffen, und man darf gespannt werden, wie viele Millionen jetzt in die Erforschung von Kaffee-Einläufen, Ivermectin, Methylenblau-Tropfen, kolloidalem Silber, Miracle Mineral Supplement und Schwarzer Salbe gesteckt werden.

Spinner an die Macht

Nach der Nominierung von Dr. Oz erfolgte die Ernennung von Dr. Marty Makary zum Leiter der FDA, die für die Zulassung von verschreibungspflichtigen Medikamenten, Impfstoffen und medizinischen Geräten sowie für Konsumgüter, einschließlich Lebensmittel, Kosmetika und E-Zigaretten, verantwortlich ist. Makary kritisiert u.a. die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und hatte sich während der Pandemie gegen Impfvorschriften und einige andere Maßnahmen ausgesprochen. Impfskeptiker Dr. Dave Weldon soll die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) leiten, deren wichtigstes Aufgabengebiet die Vorbeugung und Erforschung von Infektionskrankheiten, aber auch von chronischen Erkrankungen wie Diabetes oder Übergewicht ist. Weldon vertritt noch heute die Auffassung, dass Impfstoffe wegen des Konservierungsmittels Thiomersal Autismus bei Kindern verursachen, obwohl diese Behauptung mehrfach widerlegt wurde und obwohl Impfstoffe für Kinder schon seit Jahrzehnten kein Thiomersal mehr enthalten.

Es wird spannend werden, wenn die Maßnahmen und Reden des neuen US-Gesundheitsministers in Sachen Agrar, Umwelt und Ernährung plötzlich den Empfehlungen von Künast, Häusling und Co. gleichen.