Vor einem Jahr gewann Donald J. Trump die Präsidentschaftswahl in den USA. Saba Farzan beschreibt, warum Clintons Verlust sehr viel mit ihr selbst und unserem oberflächlichen Zeitalter zu tun hat.

In einem der besten Poplieder, die dieser Planet jemals gesehen hat, schwören die Black Eyed Peas einen Eid auf Rhythmus und Sound, sie besingen Musik als Religion und sehen John Lennon und Bob Marley als Präsidenten. Glauben Sie, liebe Leser, dass eine junge Generation, umgeben von eben dieser Populärkultur, jemals einen Bücherwurm wie Hillary Clinton zur Regierungschefin gewählt hätte? Danke, dass Sie die Frage selbst beantworten. Fakt ist, dass die Generation der Millenials einen Popstar wie Obama gewählt hat, weil man dachte, er kann über Wasser gehen. Bei der alles entscheidenden Wahl einer ernsthaften Kandidatin wie Clinton blieb man zu Hause. Das Ergebnis ist ein Politikdarsteller mit seinem Twitter-Account im Weißen Haus. Vor einem Jahr stand die Welt perplex vor dieser Wahlentscheidung der Amerikaner. Ich gehörte nicht dazu. Aus mindestens zwei bedeutenden Gründen.

Es gibt in den USA keine Vorschulgruppe, die nicht eine abgeschlossene Meinung über Hillary Clinton hat. Alle kennen sie und kaum jemand mag sie. Klingt das wie ein Erfolgsrezept, um die erste US-Präsidentin zu werden? Wohl kaum. Zusätzlich stolperte Clinton noch über ihre trockenen Fakten und ihre Überheblichkeit. Dem Land sandte sie so eine Botschaft, die mehr wie ein Befehl klang: Ihr habt eine Aufgabe in diesem Leben, nämlich mich zu wählen!

Geht nicht in Amerika. Geht sogar gar nicht. Clinton war nicht in der Lage, ihren Landsleuten klarzumachen, dass sie nicht nur etwas auf dem Kasten hat, sondern auch entschieden nach Macht strebt, weil das Adrenalin gewaltig durch ihre Adern fließt. Manchmal ist Ehrlichkeit in der Politik eine gut gewählte Strategie. Also zu sagen, ich will euch dienen, aber ich will auch die Macht verbunden mit dieser Aufgabe. Man muss es noch nicht einmal wirklich aussprechen, wenn es eine herausragende Eigenschaft gibt: Charisma. Bill hat es, Hillary tragischerweise nicht.

Problem Oberflächlichkeit

Sie hätte aller Wahrscheinlichkeit nach gegen jeden republikanischen Kandidaten verloren. Aber ich hätte es ihr und uns als Weltgemeinschaft gewünscht, wenn sie in der Wahlnacht gegen Kaliber wie Marco Rubio, John Kasich oder Nikki Haley verloren hätte. Es wäre so eben eine Debatte geprägt durch echten Intellekt um die politische Ausrichtung des Landes entstanden. Doch dafür ließ Donald Trumps kindliche Egomanie im Wahlkampf keinen Raum. Er musste einfach nur in die Lücke springen, die durch das geringe Vertrauen der Amerikaner in die Kandidatin Clinton entstanden war. Und das ist der zweite Grund für ihre Niederlage.

Wir leben in einem Zeitalter, in dem Werke wie “Fifty Shades of Grey” der britischen Autorin E.L. James als Literatur gelten – das war übrigens gerade Virginia Woolf, die sich im Grab umdrehte. Und die Welt wundert sich ernsthaft über einen egozentrischen Geschäftsmann wie Trump in der Pennsylvania Avenue 1600?

Die Oberflächlichkeit der jüngeren Generation hat sich schon längst den Weg in unseren politischen Betrieb geebnet – und sie ist da, um zu bleiben. Denn von einer wahren Gegenbewegung ist weit und breit nichts zu erkennen. Hoffnung besteht darin, die Kinder beim Namen zu nennen: “Fifty Shades of Grey” ist chauvinistische Pornographie, Hillary Clinton hätte 2008 die Präsidentschaftskandidatin ihrer Partei werden müssen und Trump sollte CEO seines Twitter-Feeds sein. Nur so kann Amerika beginnen, sich zu organisieren, damit Trump ein One-Term-Präsident bleibt, die Republikanische Partei ihre Tradition zurück erkämpft und das Land, dessen Führung mehr denn je notwendig ist, sich selbst heilen kann.

Von Saba Farzan.

Saba Farzan ist eine Liberale im Staatsdienst. Sie liebt Kultur und kritisiert Kulturaustausch mit sämtlichen Diktaturen.