Nach dem Ende der Zeitumstellung, wie sie die EU geplant hat, müssen wir uns für eine Zeit entscheiden: Soll es die ganzjährige Sommerzeit sein?

Immer wenn meine Kollegen aus Spanien bei uns in Israel zu Besuch sind, wird es schwierig, die wichtigste Frage des Tages zu beantworten: Wann und wo essen wir zu Mittag? Der Grund ist klar: Die Spanier kommen aus einer anderen Zeitzone und haben daher andere Essgewohnheiten. Wir sind den Spaniern in Israel eine Stunde voraus. Deswegen haben wir hier schon um 12 Uhr Mittags furchtbar Hunger und die Spanier erst gegen 15 Uhr.

Moment! Das sind ja fast drei Stunden Unterschied, nicht nur eine! Der Grund ist schnell gefunden. Spanien befindet sich südlich und sogar ein wenig westlich (SSW) von England und dem Nullmeridian, ist aber in der selben Zeitzone wie das östlich gelegene Deutschland. An der Westküste Spaniens in der Stadt Pontevedra erreicht die Sonne während der Sommerzeit ihren Höchststand erst um 2:38 Uhr und 51 Sekunden.

Verschärfte Sommerzeit in Spanien

Spanien hat also das ganze Jahr Sommerzeit. Im Winter die „normale“ Sommerzeit und im Sommer die verschärfte. Der Grund, warum sie sich auf so eine Abweichung zur Sonnenzeit eingelassen haben, ist die einfachere wirtschaftliche Zusammenarbeit und Synchronisation der Verkehrsmittel mit dem Rest des Festland-Europas. Nur die Portugiesen haben sich dem Wahnsinn verwehrt.

Die Sommerzeit sollte mal Energie sparen. Das tut sie nicht, wie sich herausgestellt hat und sie geht den Menschen furchtbar auf die Nerven. Daher soll sie wieder weg.  Jetzt diskutiert man, ob man stattdessen eine immer-währende Sommerzeit einführen will oder zur Normalzeit zurückkehren sollte. Der Schlafforscher Till Roenneberg hält die ganzjährige Sommerzeit für eine Katastrophe, da sie ein Schlafdefizit erzeugt. Europäer schlafen im Schnitt zwei Stunden weniger als noch vor 100 Jahren. Er schlägt daher Zeitzonen gemäß der Chronobiologie für Europa vor.

Die Befürworter der Sommerzeit in Deutschland sollten die Spanier dabei nicht vergessen. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens: Sommerzeit bedeutet für Spanien eine verschärfte, ganzjährige Sommerzeit. Und zweitens: Wie man sieht, kann man seinen Tagesrhythmus selbst gestalten und erst um drei Uhr Nachmittags zu Mittag essen.

Technische Lösungen existieren

Verschiedene Zeitzonen sind heute überhaupt kein Problem mehr, denn es gibt technische Lösungen für alle Synchronisationsprobleme. Wenn ich Termine mit Kollegen aus Japan, Spanien oder den USA abstimmen muss, dann mache ich das über unseren gemeinsamen Kalender, der die Zeitzonen für mich umrechnet. Wer einen Flug bucht, hat auch kein Problem mit Zeitzonen bei der Buchung, denn die Airlines geben immer neben der Start und Landezeit die Flugdauer mit an. Die meisten Uhren heutzutage sind keine Analoguhren und nicht einmal Funkuhren, sie holen sich ihre Zeit aus dem Internet und kennen ihre Position dank GPS. Setze ich mich in den Flieger nach Europa, zeigt mir mein Smartphone bei der Landung automatisch die richtige Uhrzeit an. Es ist also überhaupt kein Problem, in verschiedenen Zeitzonen zu leben und zusammen zu arbeiten.

Das Diktat der Uhr

Es wäre aber auch kein Problem, die Zeitzonen in ganz Europa zu synchronisieren und sich vom Diktat der Uhrzeit zu verabschieden. Sie ist am Ende nur eine Zahl. Öffnungszeiten und Arbeitszeiten, Schulzeiten und Fahrpläne, alle diese Dinge wie auch die eigenen Gewohnheiten, wann man zu Mittag isst und ins Bett geht, kann  man doch regional und je nach Jahreszeit verschieden gestalten. Dafür muss man sich aber vom Diktat der Uhr befreien. Dann braucht es auch keine chronobiologischen oder sonst wie gearteten Zeitzonen für Europa.