Warum man auch Hass-Postings immer zweimal lesen sollte.

Die Freunde der AfD lassen sich nicht täuschen. Sie klären uns auf, wo immer man uns die Wahrheit vorenthalten will. Auch im Fall Yücel. Die Freunde der AfD teilen dem deutschen Volk im Weltnetz mit: Deniz Yücel ist kein Journalist. Obwohl der Springer-Verlag ihn als Korrespondenten beschäftigt. Und er ist kein Deutscher. Obwohl das in seinem Pass steht.

Bei so viel Aufklärung darf die Frontfrau der AfD nicht abseits stehen. Alice Weidel twittert: „Fakenews: Yücel ist weder Journalist noch Deutscher.“ Und erfreut sich wie gewünscht größtmöglicher Empörung. Allerdings haben wir jetzt ein Problem. Ein Verständnisproblem. Denn Alice Weidel hat mit ihrem Posting das, was sie vermutlich sagen wollte, gar nicht gesagt. Im Gegenteil.

Der Doppelpunkt nach dem Wort „Fakenews“ ist eine Ankündigung. Botschaft: Was jetzt folgt, ist Fakenews. Also gelogen. Was dann folgt, ist die Behauptung: „Yücel ist weder Journalist noch Deutscher.“ Diese Aussage ist laut Frau Weidel Fakenews. Nicht Fakenews, sondern Realnews ist demnach: Yücel ist Journalist und Deutscher. Oh, wie tückisch dieses „weder noch“ doch ist – könnte glatt türkisch sein.

Entweder ist Frau Weidel (oder der, der in ihrem Auftrag auf der Tastatur ausrutscht) nicht in der Lage, einen angeblichen Deutschland-Feind korrekt auf Deutsch zu entlarven. Oder sie möchte sich mit diesem Posting gegen die gehässigen Fakenews über Deniz Yücel stellen, die von anderen AfD-Vertretern verbreitet werden. Eine Form innerparteilicher Zivilcourage also, die nun vom politisch korrekten Meinungskartell bewusst falsch verstanden und skandalisiert wird.

Und nun zu den Fakenews: Alice Weidel ist weder dumm noch fies.