ZDF deckt auf: Grüne gegen Gentechnik
Bauer Voß und das Fernsehen. Wie der Mainzer Sender aus Nichts ein Verbraucherschutzstück macht.
Bernd Voß ist Landwirt und lehnt Gentechnik ab. Damit ist er ein grandioses Testimonial für „Wiso“, das ZDF-Verbrauchermagazin. Die Kollegen dort witterten gestern böse Absichten bei Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). Eine Gesetzesänderung aus dessen Ministerium wird, so die These eines Films (ab 8:40), den Einsatz der Teufelstechnologie auf deutschen Äckern möglich machen.
Also muss Bauer Voß vor die Kamera und als Praktiker warnen: „Ich will auch als konventioneller Bauer, dass dieser Mais gentechnikfrei bleibt“, sagt er, während er an einem Feld vorbeituckert, auf dem er bald wieder anbauen will. Anmoderiert wird Voß so: „Selbst bei so richtigem Schmuddelwetter im Winter ist Bauer Bernd Voß aus Diekdorf auf seinem Trecker in der Wilstermarsch unterwegs, um auf seinen Feldern nach dem Rechten zu sehen.“ Das stimmt nicht ganz. Sollte bei schmuddeligem Winterwetter der Landtag tagen, muss Bernd Voß in Kiel sein. Der Bauer ist nämlich Abgeordneter der Grünen.
„Mandat spielt keine Rolle“
Das ZDF präsentiert seinem Publikum also einen Parlamentarier der Partei, die wie keine andere gegen Gentechnik ist, als erfahrenen Landwirt, der die Technologie aus rein fachlich-praktischen Gründen ablehne.
Darauf angesprochen sagt ein ZDF-Sprecher: Rein inhaltlich spielt das gewählte Mandat für die Geschichte keine entscheidende Rolle.“ Herr Voß sei ausschließlich in seiner Funktion als konventioneller Landwirt ausgesucht worden. Hat man keinen parteilosen Gentechnikkritiker gefunden? Außerdem, so das ZDF weiter, repräsentierten Voß‘ Einschätzungen „Bewertungen gerade vieler konventioneller Landwirte und auch landwirtschaftlicher Interessengruppen wie dem Bauernverband“.
Von einer Irreführung könne keine Rede sein, sagt das ZDF: „Generell sehen wir kein Problem darin, wenn ein politisch engagierter Bürger als Protagonist seine Geschichte erzählt.“ Nein, warum auch? Voß ist jedoch nicht „politisch engagiert“, sondern Politiker. Immerhin: „Es hätte der Aussage der Geschichte nicht geschadet und aus Sicht der Transparenz wäre die Info tatsächlich wichtig gewesen. Darum war es ein Fehler, es nicht zu erwähnen“, sagt das ZDF nun. Wahrscheinlich wäre die Geschichte dann aber nicht im Programm gelandet: „Grüner Bauer gegen Gentechnik“ – das hat einen Nachrichtenwert wie „Gerhard Schröder gegen Russland-Sanktionen“.