Ein unmoralisches Angebot
In Wien wirbt ein Puff mit Preisermäßigungen für Soldaten. Klingt absurd? Ist es auch – steht aber in bester österreichischer Tradition, schreibt unsere Gastautorin Elisabeth Hewson.
Seit einiger Zeit sind in Wien da und dort Plakate affichiert, die junge Soldaten ins Puff einladen. Ernsthaft schaut der getarnte Helmträger dem Betrachter tief in die Augen, ob vor oder nach dem Wahrnehmen des Angebotes – das man als junger Mann im Staatsdienst eigentlich kaum ablehnen kann – darf sich jeder selbst ausmalen. Höchste Zeit, dass Puffs werben. Warum sollten sie nicht? Angebot folgt der Nachfrage, und die zu steigern, dafür ist ja ein Rabatt, und sei es ein Vögel-Rabatt, ein übliches Marketinginstrument.
Höchste Zeit wurde es, dass endlich etwas Aufmunterndes für die Diener der Wehrkraft getan wird! Darben sie doch frauenlos für Tage und Wochen in Mietskasernen, platzen vor Manneskraft, können sich nur durch Schießübungen und Schlammrobben von ihren drängenden Bedürfnissen befreien. Denn dass Soldaten und Sex zusammengehören wie Pech und Schwefel, weiß doch jeder. Das passt doch schon seit Menschengedenken. Wer in den Krieg zieht, muss sich halt irgendwie vom Gemetzel ablenken können.
„Trostfrauen“ nannte man die Koreanerinnen oder Chinesinnen, die den japanischen Soldaten zu Verfügung gestellten wurden, und die sicher auch stolz waren, einen Beitrag zum Wohlgefühl vereinsamter Männer leisten zu dürfen. Auch Mutter Courage hat das schon erkannt, und die unzähligen Marketenderinnen, Soldatenliebchen und frei- und unfreiwilligen Liebesdienerinnen können ein Lied davon singen. Das Lied der Seeräuber-Jenny zum Beispiel.
Der Fin de Siècle lässt grüßen
Seit Jahrtausenden bewährt hat sich diese Sex-Wellness natürlich nicht nur für Soldaten. Auch beim paramilitärischen Männervolk genossen es die verführerischen Hetären oder Geishas, die koketten Maitressen, die goldherzbesitzenden Puffmütter, den Männern die Last ihres Begehrens abzunehmen. Nicht zu vergessen die lasziven Kokotten und natürlich die süßen Wiener Mädels, die sich um die Kaffeehaus-Literaten angeblich (nachzulesen in vielen Novellen, Essays und Theaterstücken der Zeit) geradezu rauften: je älter die honorigen Herren, desto jünger die begeisterten Mädchen, die natürlich nur so nebenbei auf Geld aus waren.
Misstrauische Geister mögen wähnen, dass die Rabattaktion dieses Sex-Spas(s?) vielleicht ein Versuch der Wehrkraftzersetzung durch Pazifisten ist, die das Österreichische Bundesheer saft- und kraftlos werden lässt. Aber vielleicht ist es doch eine verdeckte Aktion der jungen Bundesregierung? Ein Hinweis dazu ist unsere Migranten-Förderung der besonderen Art: In Österreich zählt Sexarbeit zu den wenigen Tätigkeiten, denen Asylwerber legal nachgehen dürfen!
Außerdem lieben unsere Staatsträger das Martialische, wie Strafverschärfungen, zusätzlichen Kontrollen, Pferdeeinsatz bei der Polizei und schlagende Burschenschaften. Würde damit das Bundesheer nicht noch „liebenswerter“ und attraktiver? Auch das passt doch wieder wunderbar zum Motto der Habsburger: „Andere mögen Kriege führen, Du, glückliches Österreich …“