Fundamentalistische Ansichten sind so irre, dass ihre Anhänger meist nicht in der Lage sind, eine satirische Überzeichnung ihrer Position zu erkennen. Sie halten auch die Persiflage noch für wahr. In diesem Fall geht es um angebliche Gesundheitsgefahren durch „Genpetunien“.

Im Internet gilt, so hat es Nathan Poe 2005 formuliert, dass es ohne expliziten Hinweis des Autors unmöglich ist, eine Satire auf eine fundamentalistische Position zu schreiben, ohne dass die Anhänger dieser Position die Satire für bare Münze nehmen. So erging es etwa der amerikanischen Satirezeitschrift Onion, die über die angebliche Kür des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un zum Sexiest Man Alive berichtete. Die chinesischen Staatsmedien gratulierten umgehend.

Ähnliches geschah jetzt im Fall der „Genpetunien“. Am 11. Juni berichteten die Salonkolumnisten über Petunien, deren Vorfahren vor mehr als 20 Jahren gentechnisch verändert wurden und deren Ableger und Nachkommen bis zum Mai 2017 unbeanstandet an Millionen Verbraucher in Dutzenden Ländern verkauft wurden.

Im Artikel, der sich mit der ausbleibenden Angstkampagne der professionellen Gentechnikgegner beschäftigte, fand sich ein satirischer Abschnitt über eine mutmaßliche Pressemitteilung von Gentechnik-Gegnern, der da lautete:

Die „Genpetunien“ sind nicht ausreichend getestet. Niemand kann ausschließen, dass das Gen über Insekten, Mikroorganismen oder Pflanzenschädlinge weiter verbreitet wird. Das Risiko ist hoch, dass Menschen über den Verzehr von Honig gentechnisch veränderte Pollen zu sich nehmen – mit völlig unbekannten gesundheitlichen Folgen.

In schöner Bestätigung des Poe’schen Gesetz schrieb elf Tage später der Verein „Umweltinstitut München„, „der sich gegen Atomkraft, für gentechnikfreies Essen, für eine nachhaltige Energiewende und für den ökologischen Landbau einsetzt“:

„Die Risiken, die mit genmanipulierten Pflanzen einhergehen, werden von den Behörden nicht ausreichend berücksichtigt. Mit den Petunien wurden noch nicht einmal offiziell Tests durchgeführt, bei denen ihre Auswirkung auf die Umwelt und die Gesundheit untersucht wurden.
Petunien werden auch von Bienen bestäubt. So kann der Pollen in den Honig und damit in unsere Lebensmittelkette gelangen, wo er ohne Zulassung zwar illegal ist, doch deshalb machen Bestäuber nicht davor Halt. Falls illegaler Petunien-Pollen im Honig überhaupt entdeckt wird, bevor er bei den EndverbraucherInnen gelandet ist, können die ImkerInnen ihr Produkt nicht mehr vermarkten und erleiden wirtschaftlichen Schaden.“

Liebes Umweltinstitut, wir fragen dann jetzt einfach mal nach euren Belegen für eure Behauptungen. Und wir zitieren Max Rauner aus der Zeitschrift ZEIT Wissen, der in der neuesten Ausgabe des Magazins zum Thema Grüne Gentechnik so schön geschrieben hat: „Fliegt ein unsichtbares Einhorn um die Erde? Es wurde nicht ausreichend erforscht.“