Das WDR-Kinderchor-Lied von der Klimakiller-Oma enthüllt weniger böse Absichten als schlechtes Handwerk. Denn auch Satire muss gut gemacht werden, damit sie funktioniert. Professionelle Anmerkungen zum „Umweltsau“-Skandal.

Aus dem gegebenen Anlass #Umweltsau sollten wir einmal mehr von der ständigen Skandalisierung wegkommen und einmal mehr über Qualität im Journalismus reden. „Satire darf alles“ ist ein schädliches Argument, wenn dahinter das Missverständnis versteckt wird, dass jeder Amateur Satiriker sein dürfen soll. Auch Satire ist eine Kunst, die auf gutem Handwerk basiert und entsprechend professionellen Kriterien unterliegt. Deshalb passt sie ja so gut zu Journalismus.

Wer regelmäßig Radio hört, etwa WDR 2, dem fiel schon länger bei diversen satirisch gemeinten Formaten wie der „Zugabe“ (und deren Nachfolgeformaten) das oft mäßige Handwerk auf. Verschwendete Sendezeit, kein Witz, dafür viel Versuchtes zum Fremdschämen. In welchem Bus, auf welchem Schulhof haben diese Autoren als Kinder ihre Entertainerqualitäten trainiert, bevor sie sich trauten, das beruflich zu machen? Hört sich im Sender das keiner mehr an, der sich mit sowas auskennt, bevor es in die Welt geht? Diese Fragen stellen sich auch bei der „Umweltsau“-Nummer. Sie war zumindest auf den social-media-Kanälen des WDR eindeutig als Satire etikettiert. Aber was hilft das, wenn offenbar niemand die Nummer verstanden hat – und erst recht nicht so, wie sie angeblich gemeint war?

Personen einsetzen, Pointen aufbauen und setzen, Ironie, Doppeldeutigkeit, Untertreibung und Übertreibung nutzen – all das fällt einem nicht in den Schoß. Das muss man können und man kann es lernen. Sonst lacht keiner. Und wenn keiner lacht, ist es peinlich. Mindestens.