Deutschen Medien zufolge droht der Landwirtschaft nach einem erneuten „Dürresommer“ eine Missernte. Auch der deutsche Wald wird bereits verloren gegeben; er geht an Hitze und Wassermangel zugrunde. Gastautor Florian Asche hat sich die Fakten angesehen.

„Extremhitze!“ „Rekordsommer!“ „Dürrerekord!“

Das Frühjahr 2019 hat den Medien erneut eine Gelegenheit nach der anderen geboten, das baldige ökologische Ende Deutschlands zu beschwören. So titelte die kritische Hamburger Wochenzeitung, DIE ZEIT, im April: „Banges Warten auf den Mai – Schon wieder eine Missernte?“ Im Juli stand das Ergebnis für die Berliner TAZ hingegen fest: „Trocken wird das neue Normal.“ Deutschland duckt den Kopf unter Greta Thunberg, Luisa Neubauer und der prognostizierten Apokalypse. Niemand freut sich mehr über den Sonnenschein und der Steakkauf zum Grillfest löst Familiendiskussionen aus.

Um so überraschter war ich, als in einer kleinen Notiz des Wirtschaftsteils der FAZ die Ernteprognose des Deutschen Bauernverbandes für das Jahr 2019 veröffentlicht wurde. Danach wird mit einer Getreideernte von ca. 47 Mio. Tonnen gerechnet, lediglich eine Million weniger als im langjährigen Mittel der Jahre 2013 bis 2017. Der Verband hat diese Annahme mittlerweile noch etwas weiter gesenkt und zwar auf 45 Mio. Tonnen.

Missernte 2019?

Doch diese „Missernte 2019“ stellt sich bei einem Blick auf die weiter entfernten Ertragsjahre geradezu paradiesisch dar:

  • 2000 lag die Getreideernte bei 45,2 Mio. Tonnen.,
  • im Jahr 1980 bei gerade einmal 32,7 Mio. Tonnen,
  • 1970 sogar nur bei 23,7 Mio. Tonnen.

Damit reiht sich die missratene Deutsche Getreideernte des Jahres 2019 unter die besten fünfzehn Ernten aller Jahrhunderte ein. Ein Rätsel bleibt, warum wir 1970 nicht allesamt verhungert sind.

Doch diese simplen Wahrheiten dringen nicht in die Hirne der Medienmacher. Ihnen fällt es viel leichter, eine neue Apokalypse zu verkünden, nun im Kleid eines drohenden Wassermangels, der natürlich am Klimawandel liegen soll. Dabei belegt ein einziger Blick auf die Statistiken des Deutschen Umweltamtes, dass die mittlere jährliche Niederschlagsmenge seit 1881 in Deutschland um rund 10 Prozent zu- und nicht abgenommen hat. Während dabei bis zum Jahr 1920 nur sehr selten überdurchschnittlich niederschlagsreiche Jahre auftraten, änderte sich dies ab Mitte der 60er Jahre. Waren die neuen Regenmengen möglicherweise erste Vorboten des Klimawandels?

Mittlerweile ist es modern, sich den Temperaturstatus der „vorindustriellen Zeit“ zurück zu wünschen. Doch dabei wird vergessen, dass es sich um eine der historisch kältesten Phasen der Landwirtschaftsgeschichte handelte. So kam es allein in Irland nach dem berüchtigten Jahr 1816 (das „Jahr ohne Sommer“) zu 14 Missernten mit einer Million Hungertoten. Ein Großteil der Bewohner Nordamerikas leitet seine Familiengeschichte aus diesem Exodus der Hungernden ab. Die Weizenerträge dieser Zeit lagen bei ca. 11 bis 12 Dezitonnen pro Hektar, ein Ergebnis, das sich Anfang des 20. Jahrhunderts verdoppelte, bis 1990 versechsfachte und heute sieben Mal so hoch liegt.

Es wirkt geradezu psychotisch, wenn in einem schwierigen Agrarjahr wie 2019 die Ernte auf Spitzenniveau liegt und zugleich der Weltuntergang von den Medien ausgerufen wird.

Todesfantasien

Ähnlich sieht es im Wald aus. Während 1937 unser durchschnittlicher Holzvorrat bei 200 bis 250 Festmeter pro Hektar lag, steigerte sich dieses Volumen bis zum Jahr 2018 auf durchschnittlich 340 Festmeter. Auch der Laubholzanteil ist in Deutschland mittlerweile so hoch wie seit 100 Jahren nicht.

All das scheint jedoch unsere Medienlandschaft überhaupt nicht zu interessieren. Wenn es eine Botschaft gibt, die verkündet werden soll, dann ist es das anhaltende Waldsterben, entweder in den 80er Jahren durch den sauren Regen oder jetzt durch die „schlimmste Borkenkäferkalamität“, die es angeblich jemals gegeben hat. Doch auch diese Todesfantasien der Deutschen Naturressourcen sind nachweislich falsch. So fand in den Jahren 1944 bis 1952 tatsächlich eine flächendeckende Borkenkäferkalamität statt, die das aktuelle Problem deutlich in den Schatten stellt. Auch das Waldsterben von 1947 raffte mehr Bäume dahin, als in den gesamten 80er Jahren.

Warum ist das den Medien keine Zeile wert? Der Hintergrund liegt darin, dass der Zweck der Deutschen Berichterstattung mittlerweile nicht mehr in der Darstellung dessen liegt, was ist, sondern vielmehr im politischen Kampf für das, was sein soll. Fakten sind dabei nur eine Belastung.

Über den Autor: Dr. Florian Asche ist Rechtsanwalt und Autor (u.a. „Tiere Essen dürfen“, Verlag Neumann-Neudamm) 

Mit freundlicher Genehmigung der WILD UND HUND