Rund 200.000 Iraner sollen in L.A. und Umgebung leben. Die meisten persischstämmigen Einwanderer flohen nach der Islamischen Revolution.

Die Gegend in Los Angeles-Westwood rund um Westwood Blvd und Wilkins Ave ist Klein Iran. Die Läden haben Schilder auf Farsi, es gibt Safraneis, persische Musik, persisches Essen, persische Anwälte. Die Kreuzung der beiden Straßen heißt sogar Persian Square. Einige Iraner hatten sich schon zu Zeiten des Schahs hier angesiedelt.

Der Exodus ganzer Nachbarschaften aus Teheran nach L.A. begann dann aber mit der Revolution der Islamisten im Iran gegen den Schah im Jahr 1979. Zumindest das Klima dürfte keine Riesenumstellung gewesen sein. Der Iran und das Häusermeer von L.A. liegen ungefähr auf der gleichen Höhe.

„Wir nennen das Teherangeles“, sagt Fred (60), klein, schlank, Brille, kurze graue Haare, der schon 1974 in die USA kam und dann aufgrund der Revolution nicht zurückkehrte. Sein Schulfreund David (59) floh 1979, er hat lange schwarze Haare. Wir stehen auf dem Bürgersteig vor einem persischen Eisladen und David beginnt einen Monolog.

Als er hört, dass wir aus Deutschland kommen, sagt er: „Merkel sollte vor einen internationalen Gerichtshof gestellt werden.“ Dann redet er sich noch mehr in Rage: „Im Vergleich zu ihr salutiere ich Hitler und ich bin selbst Jude.“ Etwa 40 Prozent der nach L.A. und Umgebung ausgewanderten Iraner seien Juden, sagt er. Tatsächlich war der persisch-jüdische Einwanderer Jimmy Delshad (79) schon zwei Mal Bürgermeister von Beverly Hills.

David fängt an, zu fabulieren. Der Grund seiner Wut: Die Flüchtlinge, die nach Deutschland gelassen wurden. „Eure Rasse wird verschwinden. Guckt, was in Paris passiert ist, die Briten haben das schon kapiert und sind abgehauen. Wacht auf!“ Er spricht ähnlich wie AfD-Anhänger in Deutschland über eine drohende Scharia und dergleichen.

David ist Deutschlandfan, fährt Mercedes Benz, verehrt Franz Beckenbauer und Gerd Müller. „In einem Umkreis von 40 Meilen leben hier 200.000 Iraner“, sagt er, nennt sich und seine Familie ein „Produkt des Schahs“, ist immer noch ein Anhänger des von den Mullahs gestürzten persischen Monarchen. David ist froh, dass Donald Trump gewählt wurde. „Noch mal acht Jahre mit diesem Obama hätten alles kaputt gemacht. Donald Trump ist Donald Trump. Er ist ein Geschäftsmann.“

Es ist absurd, aber als außenstehender auch interessant. Der eigentlich für unmöglich gehaltene Donald Trump ist auf solchem Boden gewachsen.

Auch Fred, der mit David schon in Teheran zusammen Fußball spielte und Borussia Dortmund-Fan ist, regt sich auf wenn auch weniger extrem als David. „Der Westen will den Iran befrieden. Aber das sind zurückgebliebene, unfähige Diktatoren, Idioten!“ Er sieht den Iran als die Wurzel des staatsgesponserten Terrorismus weltweit. Seine Frau spricht gut Deutsch, da sie einst mit ihrer Familie zunächst nach Köln geflohen war. Ihr in Amerika geborener Sohn nickt. „Man sollte diese Leute immer fragen, wie sie zu Frauen stehen“, sagt Fred. „Wenn sie eine Frau nicht als 100prozentig gleichwertig ansehen wie ich meine Frau, sollte man mit ihnen nicht mal über das Wetter reden.“

Die Flüchtlinge Fred und David sehen es als einen Riesenfehler an, dass Deutschland Flüchtlinge aus muslimischen Ländern aufgenommen hat. Sie sehen in ihnen Islamisten wie jene, die sie selbst aus ihrer Heimat vertrieben haben. Dabei fliehen gerade Syrer auch vor schiitisch-iranischen Milizen, die zusammen mit Putin den Diktator Assad unterstützen. Es ist alles kompliziert.

Schilder auf Englisch und Persisch in Westwood, L.A.

Schilder auf Englisch und Persisch in Westwood, L.A.

Ein persischsprachiger Anwalt wirbt für seine Dienste

Ein persischsprachiger Anwalt wirbt für seine Dienste