Online-Überwachung in der Türkei auf VPNs ausgeweitet
Die türkische Regierung hat Internet-Provider aufgefordert, Nutzung von VPNs zu melden. Das ist sehr gefährlich für Dissidenten.
Ein Virtual Private Network (VPN) ist extrem wichtig für Leute, die an den Augen und Ohren einer Regierung vorbei telefonieren, surfen, downloaden und chatten wollen. Das VPN ist ein virtuelles Netzwerk, das Daten verschlüsselt transportiert. Laut Insidern hat die türkische Regierung jetzt Internet-Providern die Auflage gemacht, VPN-Verbindungen in ihren Netzen zu erkennen und zu unterbinden.
Dabei kommen Techniken wie Deep Packet Inspection (DPI) zum Einsatz. Damit kann der Provider tief in jedes einzelne Datenpaket reingucken und so VPN-Verbindungen identifizieren.
Normalerweise schauen Internet-Router nur die Größe eines Pakets an, wo es herkommt und wo es hin soll. DPI durchleuchtet das gesamte Paket und vergleicht es mit einer Signatur-Datenbank. Über die Signatur kann die Inspektion erkennen, was es für ein Paket ist. Zum Beispiel, ob es Musik-Streaming-Paket, ein Internet-Telefonat – oder eben ein VPN ist.
Das bedeutet für Dissidenten in der Türkei, dass ihre Versuche VPN-Verbindungen aufzubauen ihnen zugeordnet werden können. Das ist für sie eine große Gefahr, da sie so die Aufmerksamkeit des türkischen Geheimdienstes auf sich ziehen. Schließlich wurden laut „Reuters“ gerade 35 Türken festgenommen, nur weil sie die Nachrichten-App Bylock benutzt hatten, die angeblich von Anhängern der Gülen-Bewegung genutzt wird. Andere, wie der Journalist Can Dündar, werden unter dem Vorwand des Kampfes gegen „Terror-Propaganda“ eingesperrt. Dündar hatte die Wahrheit aufgeschrieben, dass die Türkei Islamisten in Syrien mit Waffen belieferte.
Mit dem VPN-Tracking hat die Online-Überwachung in der Türkei eine neue Stufe erreicht. Eine Möglichkeit, unter dem Radar dieses automatisierten Erkennungs-Prozesses zu bleiben, ist, verschleierte VPNs zu nutzen, die von der DPI nicht als solche erkannt werden. Das setzt allerdings weitergehende Fachkenntnisse voraus, welche viele Dissidenten nicht besitzen dürften.