Das Leben in der globalisierten Welt ähnelt einem Highway durch einen amerikanischen Großstadtmoloch: Der Verkehr ist beängstigend, man muss aufpassen, dass man nicht die falsche Ausfahrt nimmt: Vielleicht ist genau das der Spitzenkandidatin der AfD passiert.

Es gibt Biographien, die passen einfach perfekt in unsere Zeit: Sie sind Ausdruck einer sich ständig verändernden Welt, in der es keine Grenzen mehr gibt – weder zwischen den Geschlechtern, noch zwischen den Ethnien, den Religionen, Weltanschauungen und Traditionen. Menschen mit solchen Biographien sind der lebende Gegenentwurf zum biederen Durchschnittsbürger, der brav zur Kirche geht, seine Steuern zahlt, einen Jägerzaun um sein Haus baut und nichts isst, was er nicht kennt. Sie sind die Alternative zu Deutschland.

Menschen, die das Privileg haben, dieser neuen globalistischen Elite anzugehören, landen – wenn sie die richtige Ausfahrt nehmen – in der Regel in der Wirtschaft, wo sie Spitzenpositionen bekleiden, bei den supranationalen Organisationen, bei Kultur-Instituten oder in den Vorständen von progressiven Parteien. Sie sind die Zukunft!

Man nehme folgende Biographie: Frau aus Deutschland, studiert Volks-und Betriebswirtschaft, kann Hans Magnus Enzensberger zitieren, arbeitet zwischenzeitlich bei einer global aufgestellten Internetschmiede, lebt im Ausland, beschäftigt Flüchtlinge in ihrem Haushalt, wohnt als Lesbe mit einer Frau mit Migrationshintergrund zusammen, die adoptierten Kinder sind dunkelhäutig, und nimmt es mit dem Regelwerk des kapitalistischen Staats nicht so genau. Mutmaßlich muss man sagen. Denn genau weiß man es nicht. Alles in allem also ideale Voraussetzungen für eine Vorstandsposition bei den Grünen.

Diese Biographie gehört zu Alice Weidel. Was macht sie bei der AfD, die in jedem einzelnen Punkt eine offiziell andere Meinung vertritt? Vielleicht hat sie einfach die falsche Ausfahrt genommen. Und wundert sich jetzt, wo sie gelandet ist.