Agrarminister Christian Schmidt fordert mehr Schweinefleisch auf deutschen Tellern und outet sich damit als ein Kostverächter liberalen Gedankenguts.

Liebe geht durch den Magen, so heißt es. Und dass an der Redewendung etwas dran ist, beweist das Verhältnis, das wir Deutschen zu Hayek, Locke und Karl Popper pflegen. Denn der Liberalismus und liberale Ideen schmecken nur wenigen in diesem Land. Als etwa die Europäer jüngst ein Freihandelsabkommen mit Amerika verhandelten, fielen wir Teutonen vor allem mit einer manisch vorgetragenen Angst über den möglichen Verzehr von amerikanischen Chlorhühnern auf.

Als ein Kostverächter liberalen Gedankenguts hat sich kurz vor Weihnachten nun auch die Bundesregierung geoutet. Genauer noch: Agrarminister Christian Schmidt. In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung machte der Christsoziale deutlich, dass die Bundesregierung selbst den Mittagsteller der Bürger noch zum Geltungsbereich ihrer Gesetze zählt.

Sogar die Teller der ganz kleinen Bürger: Fleisch gehöre auf den Speiseplan einer gesunden und ausgewogenen Ernährung, mahnte der Minister – „auch in der Kita- und Schulverpflegung.“ Doch damit nicht genug. Schmidt empfahl (besser: drohte) damit, künftig „Mustervorschläge für eine ausgewogene Ernährung“ in einem „Nationalen Qualitätszentrum für Ernährung ausarbeiten zu wollen.

Immerhin, bei der Alternative für Deutschland (AfD) kann der Minister auf Unterstützung für seine fetten Pläne hoffen. Denn es war der bayerische AfD-Landesverband, der, lange vor Schmidt, eine deutliche Steigerung des deutschen Schweinekonsums politisch durchsetzen wollte. Ihr Vorhaben, muslimische Bürger zu schikanieren und den Rest der Wählerschaft zu bevormunden, verbarg die AfD damals hinter dem Vorwand, es ginge lediglich darum, „Vielfalt beim Essensangebot“ sicherzustellen.

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Außerhalb von Bayern wurde Schmidts Fleisch-Obsession indes mit Spott und Häme quittiert. Es gebe Wichtigeres zu tun, als Kindern Schweinefleisch zu verordnen, schrieb Sylvia Kotting-Uhl auf Twitter. Allerdings hätte der Grünen-Abgeordnete bei diesem Thema etwas mehr Zurückhaltung gut zu Gesicht gestanden. Denn – die älteren Leser werden sich erinnern – die Grünen hatten ihrerseits bereits 2013 einen kulinarischen Belehrungsversuch der Bürger gewagt. Unter umgekehrten Vorzeichen: Zumindest an einem Tag der Woche sollten die Bürger doch bitteschön auf’s Fleisch verzichten, mahnte die Umweltpartei damals.

Der Ruf nach Schweinefleisch-Pflicht und Veggi-Day zeigt: Was die kulinarischen Präferenzen angeht, trennen Grüne und Konservative weiterhin Welten. Geht es jedoch um die Liebe für Nanny-Staat und Bürger-Bevormundung passt zwischen Ökos und Christsoziale kein Salatblatt.