Veggiewurst: Twittern wie Trump
Die Debatte übers Essen wird immer absurder
Bayrischer Rundfunk: @Schmidt will #Veggiewurst verbieten! https://t.co/H8ydaC1LIF
— Christian Meyer (@GruenMeyer) 29. Dezember 2016
Twittern wie Trump: Fakenews vom Minister
Kaum etwas bringt Deutsche so sehr in Wallung wie das Thema Essen. Bio, vegan und regional sind gut, Fleisch, Gentechnik, Fast Food und Fertiggerichte sind von Übel, und wer gegen diesen Kodex verstößt, wird mit Shitstorm, Talkshow-Auftritten von Richard David Precht und Posts von Hilal Sezgin, Attila Hildmann und Andreas „Bär“ Läsker bestraft.
Jetzt trifft es Agrarminister Christian Schmidt (CSU). Erst forderte er, mehr Schweinefleisch anzubieten, jetzt will er angeblich sogar Veggiewurst verbieten – sagt jedenfalls Christian Meyer (Grüne), Minister für Verbraucherschutz und Landwirtschaft in Niedersachsen und „Streiter für die ökologische Agrarwende“.
Das ist natürlich eine klassische „Fake-News“. Meyer weiß sehr genau, dass Schmidt nur Bezeichnungen wie „vegane Currywurst“ verbieten lassen will, aber das hält ihn nicht davon ab, mit Tweets à la Trump Stimmung zu machen.
Man kann sich darüber streiten, ob es sinnvoll ist, veganes Schweineschnitzel oder veganes Hühnergeschnetzeltes anzubieten (was unterscheidet veganes Hühnerfleisch von veganem Wachtel- oder Putenfleisch?) und ob es nicht auch kreativer geht (man könnte vegane Kolibribrust, Otternasen oder Lerchenzungen anbieten).
Interessant ist, dass die größte Aufregung um die korrekte Kennzeichnung von Ersatzprodukten aus der Sojaküche der Lebensmittelindustrie ausgerechnet bei denen herrscht, denen die Kennzeichnung von Lebensmitteln sonst nicht weit genug gehen kann. Grüne Politiker wie Meyer, Bärbel Höhn oder Harald Ebner fordern beispielsweise die Kennzeichnung „enthält Gentechnik“ für Produkte, die Eigelb von Hühnern enthalten, in deren Futter sich Körner von Pflanzen befanden, die aus Samen entstanden, die von Pflanzen gewonnen wurden, deren Vorfahren unter Zuhilfenahme von gentechnischen Methoden gezüchtet wurden.
Diese Transparenz soll es beim veganen Fleischersatz, der im Industrielabor unter Verwendung von viel Salz, Zucker und Palmöl, Magnesiumchlorid und Calciumsulfat, Hefeextrakt und Verdickungsmitteln aus Soja- und Weizeneiweiß hergestellt wird, nicht geben. Denn hier ist der Verbraucher plötzlich mündig und nicht schutzbedürftig. Eigelb von Hühnern, die mit Futter aufgezogen wurden, das von Pflanzen usw. stammt, bei denen irgendwann Gentechnik benutzt wurde, ist gesundheitlich völlig unbedenklich.
Vegane Ernährung hingegen nicht. Vegan ernährte Säuglinge und Kinder können bereits nach wenigen Monaten irreversible Gesundheitsschäden davontragen; Erwachsenen droht die hormonelle Entgleisung, denn Soja enthält Isoflavone, typische „endokrine Disruptoren“. Sie wirken ähnlich wie Weichmacher und Bisphenol A und stehen unter Verdacht, die Entstehung bestimmter Tumore zu fördern, die Entwicklung des menschlichen Organismus zu stören und die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen.
Aber so ist das halt: Wenn es ums Essen geht, ist Vernunft nicht gefragt.