Medien berichten von Ereignissen. Das nennt man dann Nachrichten. Kann man Medien deshalb für die Ereignisse haftbar machen? Der Medienwissenschaftler Kai Hafez tut das. Man muss ihm widersprechen.

Nachrichten sind schlechte Nachrichten. Meist, aber nicht immer. Hier mal eine schöne Nachricht aus der Tagesschau: In den USA sammelt eine Gruppe von Muslimen Geld für die Reparatur geschändeter jüdischer Grabmäler. Würde ich mich weiter umschauen, so würde ich wahrscheinlich noch mehr Nachrichten solch einer interreligiösen Solidarität oder andere positive Meldungen und Geschichten über Muslime finden. Das stört den deutschen Medienwissenschaftler Kai Hafez allerdings seit Jahrzehnten nicht, den deutschen Medien ein schlechtes Zeugnis auszustellen. Gerade hat er auf „Zeit Online“ konstatiert: „Der Islam hat eine schlechte Presse“. Doch damit nicht genug; Hafez schreibt: „Presse, Fernsehen und Rundfunk haben über Jahre eine einseitig negative Islamwahrnehmung in die Öffentlichkeit getragen, die jetzt in Form der Rechtspopulisten zu einer politischen Bewegung geworden ist.“ Als Beleg führt er nicht näher genannte Studien an, die mit wissenschaftlicher Genauigkeit festgestellt haben, dass „60 bis 80 Prozent der Beiträge“ in den Medien den Islam mit negativen Themen in Verbindung bringen. So hätten sie Drohszenarien aufgebläht wie zum Beispiel „die extremistischen Salafisten, von denen es ein paar Hundert gibt“. Es ist also so: Wenn die Medien über den Terror gegen Charlie Hebdo und oder auf dem Breitscheidplatz, auf Märkten in Kabul oder Bagdad berichten, dann sind sie schuld am schlechten Image des Islam und am Erstarken der AfD. Es ist wie in der Antike: Der Überbringer der schlechten Nachricht ist irgendwie schuld an allem. Als nächstes wird wissenschaftlich festgestellt, dass sie auch am schlechten Ruf von Putin schuld sind; und Trump-Versteher werden sich auch bald beschweren, dass die Medien einen Antiamerikanismus herbeischreiben.

Für die eine Seite sind sie „Lügenpresse“ und für die andere Realitätsverdreher. Die Motive dieser versuchten Beeinflussung aber sind dieselben: Medien, also Journalistinnen und Journalisten, dahin zu bringen, dass sie so schreiben wie es Pegida oder Leute wie Kai Hafez es wünschen. Nichts sonst.