Scientists for Future: „Eine symbolische Geste“
Anna Veronika Wendland hat den „Scientists for Future“ widersprochen und damit eine Debatte ausgelöst. Stellvertretend für viele Reaktionen veröffentlichen wir hier eine Zuschrift eines Göttinger Agrarökonomen.
Hallo Frau Wendland,
eine Kritik zu ihrem offenen Brief „Nicht mit mir“:
Wenn „tausende“ Wissenschaftler einen Aufruf unterschreiben, sollte Ihnen klar sein, dass es sich dabei um eine symbolische Geste handelt, um das mutige Eintreten der Schüler für ihre eigene Zukunft gegen unqualifizierte Kritik und Beleidigungen zu unterstützen. Bei diesen tausenden Wissenschaftlern lässt sich kaum erwarten, dass alle genau derselben Meinung sind, was die Art der bevorstehenden Transformation betrifft. Ich würde annehmen, dass bereits mit zehn dieser Wissenschaftler eine prächtige Diskussion im Gange wäre. Dafür gibt es das wissenschaftliche Für und Wieder, den guten Diskurs usw. …
Mir scheint, Sie haben hier eine symbolische Geste mit einem fachlich-vertieften Diskurs verwechselt. Anders kann ich mir ihren „offenen Brief“ zu diesem Thema nicht erklären. Wenn Sie meinen, dass eine Transformation zu nachhaltigen Energien zwingend zu „Zwangsmaßnahmen gegen die individuelle Entfaltungsmöglichkeit“ führen wird, dann ist das eine/Ihre Meinung, aber sie werden realistisch betrachtet nicht erwarten, dass alle diesem angeblichen Faktum zustimmen.
Ich vermute hinter Ihrem Artikel eher, dass Sie die Chance sahen, ihren Pro-Kernkraft Standpunkt öffentlichkeitswirksam in Szene zu setzen, indem Sie auf den „Fridays-for-Future-Zug“ aufspringen, wenn auch im negativen Sinn. Auch eine Pro/Contra-Diskussion zum Thema Kernkraft kann sicherlich wissenschaftlich noch sinnvoll geführt werden, aber doch bitte nicht in dieser schlichten, aufmerksamkeitsheischenden Form und mit indirekter Beleidigung aller Kollegen, welche zu den Unterzeichnern gehören.
Mit besten Grüßen
Lukas Flinzberger
Universität Göttingen
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Hier finden Sie die Reaktion von Anna Veronika Wendland: Wider die Angstpolitik