Die Freie Universität Berlin hat einen antiisraelischen Vortrag kurzfristig abgesagt – die politischen Ansichten der Dozentin aber verteidigt. Und steht bei den eigenen Studenten deshalb jetzt in der Kritik.

Die Freie Universität Berlin (FU) hat am Donnerstag kurzfristig eine Veranstaltung für den Abend abgesagt, bei der die amerikanische Kulturwissenschaftlerin Lila Sharif sprechen sollte. Die Salonkolumnisten hatten zuvor darüber berichtet, dass Sharif vorgeworfen wird, Israel als „Apartheidsstaat“ beschimpft zu haben und die antisemitische „BDS“-Bewegung zu unterstützen.

Das verantwortliche FU-Graduiertenkolleg „Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies“ (BGSMCS) begründete die Absage mit dem „erwarteten höheren Andrang“ und den „damit verbundenen organisatorischen Problemen“. Das meldete die FU in einer Twitter-Nachricht am Donnerstagnachmittag. Gleichzeitig wies die Universität Kritik an Sharif zurück: „Die FU Berlin weist den Vorwurf zurück, sie dulde Antisemitismus.“

Die Studenteninitiative „Gegen jeden Antisemitismus“ kommentierte die FU-Erklärung kritisch: „Die Veranstaltung aus Platzgründen bloß zu verschieben reicht nicht“, sagte eine Sprecherin der Initiative den Salonkolumnisten. „Es ist nicht das erste Mal, dass die FU Berlin eine auffällige Blindheit beim Thema Antisemitismus beweist. Als am Otto-Suhr-Institut die Vertreibung der sephardischen Juden zum Ergebnis eines jüdischen Komplotts deklariert wurde, oder als Dozenten auf ‚Mahnwachen‘ die Federal Reserve Bank in klassischer, antisemitischer Manier zum Ursprung allen Elends erklärten, regte sich ebenso wenig Widerstand“, so die Sprecherin der Initiative.

Auch wenn die Vorfälle an unterschiedlichen Instituten aufgetreten seien, sei es bezeichnend, wie wenig die Universität ihre auffallende Frequenz überhaupt ernst zu nehmen scheine, sagte sagte sie. „Problembewusstsein und Kritikfähigkeit sind nicht zu erkennen, wenn man die Argumente bloß ‚zurückweist.‘“

Auch das Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA) in Berlin äußerte sich am Donnerstag besorgt. „Die kontroverse Thematisierung und Diskussion des israelisch-palästinensischen Konflikts ist legitim und wichtig – auch an den Universitäten“, sagte Levi Salomon, JFDA-Sprecher, den Salonkolumnisten. „Unerträglich ist es aber, wenn einseitigen und unhaltbaren Diffamierungen Raum gegeben wird und Bilder verbreitet werden, die zur Stigmatisierung von Jüdinnen und Juden beitragen. Wir begrüßen daher die Absage des heutigen Vortrags mit Lila Sharif und halten es für angebracht, dass dieser unter Berücksichtigung ihrer vergangenen Äußerungen auch in Zukunft nicht stattfindet.“

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Nachtrag: Das Rumgeeiere geht weiter, jetzt sehen sich die Veranstalter als Opfer einer Medienkampagne.