Die Bundestagsfraktion der Grünen hat zum „March for Science“ aufgerufen. Das ist erstaunlich für eine Partei, deren Wissenschafts- und Forschungspolitik in den vergangenen Jahren folgende Ziele verfolgte:

  • Gegen Atomkraft
  • Gegen Pflanzengentechnik
  • Gegen Stammzellenforschung
  • Gegen ergebnisoffene Klimaforschung
  • Gegen Zoologische Gärten
  • Gegen Chlorchemie
  • Gegen Pflanzenschutzmittel
  • Gegen Tierversuche
  • In den Anfangszeiten auch gegen medizinische Gentechnik
  • In den Anfangszeiten auch gegen Computer und Internet
  • Für Homöopathie (nicht alle, aber viele Grüne)
  • Für Anthroposophie, folglich gegen Schutzimpfungen (nicht alle, aber viele Grüne)

„Es ist ungefähr so, als würde der saudi-arabische Klerus zum Internationalen Frauentag aufrufen,“ kommentierte ich die Initiative der Grünen auf Facebook. Doch die Realität war wieder einmal schneller als die Satire. Ein Leser machte mich darauf aufmerksam, dass die UN vor zwei Tagen tatsächlich Saudi-Arabien in die Kommission für „Gender Equality And The Empowerment Of Women“ berufen hat.

Carl von Ossietzky lästerte einst über die absurden Richtungswechsel der Stalinisten, die jeden 180-Grad-Schwenk mit ideologischen Verrenkungen begleiteten: „Wenn Stalin sich plötzlich entschlösse, zum Katholizismus überzu­treten, würden seine dialektisch geschulten Vasallen noch die nötigen Marx- und Leninzitate zusammenklauben, um diese neueste ideolo­gische Wendung wissenschaftlich zu untermauern.“ Heute sind von Trump bis Putin plötzliche Richtungswechsel so üblich geworden, dass sie kaum mehr Aufmerksamkeit erregen. Wen juckt es da noch, dass die traditionelle Anti-Wissenschafts-Partei nun zum „March for Science“ aufruft?