Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) ist bundesweit als Robin Hood der Mieter gegen böse Investoren bekannt. In Berlin beglückt er die Eingeborenen auch noch mit bemerkenswerter Straßendekoration.

Denkmalgeschützte Straßenensemble werden bekanntlich überbewertet – so auch meine Homezone, die sich durch eine beschauliche Ansammlung von Gründerzeitbauten, breiten Bürgersteigen, kleinen Läden, Cafés und Ethno-Restaurants auszeichnet. Manche bezeichnen den Bergmann-Kiez als das „Montmartre von Berlin“. Andere als „Bad Kreuzberg“ (im Gegensatz zum „Blutbad Kreuzberg“ am Kottbusser Tor). Doch nachdem die Straße zum Experimentierfeld grüner Stadtplanung geworden ist, würde auch die Bezeichnung „Breaking Bad Kreuzberg“ gut passen. Eine „Begegnungszone“ soll die Straße werden. Doch das einzige, was sich hier zu „begegnen“ scheint, ist eklatanter Drogenmissbrauch und bürokratischer Wahnsinn.

Mit der Sensibilität eines Presslufthammers hat Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) am erklärten Willen der Anwohner, Gastronomen und Ladenbetreiber vorbei eine großflächige Umgestaltung der Bergmannstraße durchgesetzt, die sich in die historische Bausubstanz gefressen hat wie der Dachstuhlbrand in Notre Dame (vorerst zum Glück noch als Testphase). Eine Art vollverpollerter Verkehrsübungsplatz für dauerbekiffte Berufspolitiker, der stark halluzinogenen Charakter hat.

Auf einer Länge von etwa 800 Metern ragen jetzt ein gutes Dutzend quietschgelbe Metallmöbel (Kostenpunkt 883.000 Euro) – von Florian Schmidt als „Diskussionsorte“ apostrophiert – in die Fahrspur und gefährden dort vor allem Radfahrer. Kreuzungsbereiche sind durch neongrüne Punkte gekennzeichnet (146.000 Euro), die nach einem unbekannten Algorithmus angeordnet sind und vermutlich als Landeplatz für UFOs dienen – flankiert von einem Stangenwald aus rot-gelben Pollern (Preis unbekannt).

Welchen verkehrspolitischen Nutzen die weißen Tretspuren (Braille-Optik?) erfüllen, hat noch keiner der Anwohner herausgefunden. Mal queren sie sinnbefreit den Bürgersteig, dann enden sie unmotiviert vor einem alten Stahlpoller (für Sehbehinderte also Unsinn) oder laufen auf die zentnerschweren Metallrampen zu, mit denen an einigen Stellen der acht (!) Zentimeter hohe Bordstein barrierefrei erklommen werden kann. Leider sind auch die weißen Streifen nicht bündig im Trottoir versenkt, sondern liegen ca. einen Zentimeter darüber, so dass sie für Menschen wie mich, wenn sie morgens schlaftrunken zum Bäcker schlurfen, zur tückischen Stolperfalle werden.

Und nicht zu vergessen: die Schilder – viele, sehr viele, die meisten redundant, oft auch mit verwirrenden Botschaften, die kein Mitteleuropäer zu deuten versteht. Und da man sich darüber offensichtlich auch selbst im Klaren war, wurden sicherheitshalber die Verbotszonen auf dem Asphalt auch noch mit einer kitatauglichen Warnoptik in 1.000-Punkt-Schrift gekennzeichnet. Doppelt hält besser!

Man weiß nicht genau, welche Drogen Florian Schmidt so zu sich nimmt, aber dem manisch-psychoaktiven „Einfallsreichtum“ zufolge sollte es sich um eine Substanz aus dem LSD-Komplex handeln. Bleibt hinzuzufügen, dass ich als Radfahrer durchaus der Meinung bin, dass das Straßenland ungerecht verteilt ist. Aber ob diese Maßnahme eines offensichtlich übermotivierten Baustadtrats die Akzeptanz eines ausgewogenen Verkehrswegekonzepts erhöht, darf stark bezweifelt werden.