Ob bürokratisch, umgangssprachlich oder einfach falsch – es gibt Wörter und Redewendungen, die es nicht geben darf. Im Lexikon der schlimmen Sprache werden sie gesammelt. Und danach hoffentlich für immer vergessen. Diesmal: abfeiern, abtanzen, ablachen.

DAS LEXIKON DER SCHLIMMEN SPRACHE

In diesem Land ist viel Aufregung. Meist lohnt sie nicht. Besser, sich über etwas zu echauffieren, das die Mühe wert und doch harmlos ist: verbrecherischen Sprachgebrauch. Inklusive Urteilsbegründung und Strafmaß.

FOLGE 6

Abfeiern, abtanzen, ablachen

BEGRÜNDUNG

Feiern, tanzen, lachen. Sobald Corona überwunden ist, werden wir uns wieder regelmäßig glücklich machen mit diesen drei unschuldigen Ausdrucksformen der Lebensfreude. Unglücklicherweise gibt es aber auch Menschen, die den Verben die Vorsilbe „ab“ voranstellen. Abfeiern, abtanzen, ablachen. Als Verfechter der schlanken Sprache weise ich unermüdlich darauf hin, dass solche Vorsilben oft überflüssig sind. In diesen drei Fällen ändern sie jedoch darüber hinaus den Ton. Er wird unwillkürlich vulgär. „Die Besucher des Klubs haben ordentlich abgefeiert“, nennt der Duden als Beispiel. Klingt bescheuert, ist bescheuert.

Dazu kommt, dass auch die Bedeutung sich ein klein wenig ändert. Aus dem unschuldigen Spaß wird ein Vorhaben, eine Methode, ein Fünfjahresplan im Amüsieren. Lachen endet nie, es ist immer möglich. Mal wieder richtig ablachen, das nimmt man sich vor. Es ist eine geplante Eskalation – und danach ist Schluss mit lustig. Der Humorlose braucht einen Ablachbrief. Und abfeiern? Das ist, als würde man K.O.-Tropfen als Flirtmethode anerkennen. Der Unterschied zwischen tanzen und abtanzen schließlich ist wie der zwischen marschieren und einmarschieren. Erst in die Festhalle, dann ins Nachbarland. Um es auf den Punkt zu bringen: Abfeiern, abtanzen und ablachen sind als Wörter und als Ideen im negativsten Sinne stereotyp deutsch.

Also lasst uns feiern, tanzen und lachen. Ohne Wenn und ab.

HERKUNFT

Will man gar nicht wissen.

STRAFE*

Fünf Stockhiebe, bei Mehrfachnutzung 20 Peitschenhiebe. Auf jeden Fall eine Abreibung.

* Dr. Deutsch schlägt für das Verwenden schlimmer Wörter jeweils eine Körperstrafe vor. Sie ist an „Asterix bei den Schweizern“ angelehnt dreistufig: Fünf Stockhiebe, 20 Peitschenhiebe oder „In den See, mit einem Gewicht an den Füßen“. Dieser Vorschlag ist ein Scherz. Niemand muss sich darüber aufregen.

IM NAMEN DES VOLKES

Welches Wort hassen Sie? Welche Floskel macht Sie krank? Vorschläge werden jederzeit gern entgegengenommen.

ALLE WEITEREN FOLGEN DES LEXIKONS

Reden, wir müssen

Sohnemann

Gehangen statt gehängt

Räumlichkeit

Die Menschen da abholen, wie sie stehen

Gegenüber

Das pädagogische Wir

Vater Staat und Mutter Natur

US-Administration