Wenn „Künstlerinnen und Künstler, Kulturschaffende, Kulturvermittlerinnen und -vermittler“ entsetzt sind, leidet zuerst die Sprache.

Sollte man jemals mit dem Gedanken spielen, einen offenen Brief unter der Überschrift „Würde, Verantwortung, Demokratie“ zu veröffentlichen, dann ist es empfehlenswert, sich vorher über das Wort „Kulturschaffende“ zu informieren, statt es fröhlich und ungeniert als Selbstbezeichnung zu verwenden.

Dann würde einem nämlich auffallen, dass der Begriff vom NS-Regime geprägt wurde, dummerweise auch noch durch den von Goebbels initiierten „Aufruf der Kulturschaffenden“. Informiert man sich dann auch noch über die Zeit nach ’45, würde einem zudem noch auffallen, dass der Begriff seit dem kläglichen Ende des vermeintlich tausendjährigen Reiches vornehmlich von der DDR verwendet wurde; offenbar hatte man es östlich der Elbe schlichtweg nicht nötig, sich mit dem Wörterbuch des Unmenschen zu beschäftigen, da man als „antifaschistischer Staat“ doch schon per definitionem auf der richtigen Seite der Geschichte stand.

Lesehinweis: „Betreutes Deutsch“, DER SPIEGEL 35/1957