Weil Fipronil, das illegal in Hühnerställen eingesetzt wurde, gefährlich für Bienen ist, fordern die Grünen nun ein generelles Verbot. Mit Bienengiften aus biologischem Anbau hat man hingegen keine Probleme.

Nachdem sich eine ernsthafte Gesundheitsgefahr für den Verbraucher durch Fipronil in „Gifteiern“ partout nicht einstellen will, brauchen die Grünen weitere Munition für ihre reflexartig vorgetragene Verbotsforderung. Wie gut, dass Cem Özdemir kürzlich seine Partei zur „parlamentarischen Vertretung der Bienen“ ernannt hat – und dass Fipronil giftig für Bienen ist. Entsprechend kann Katrin Göring-Eckardt nun zwei Bienen mit einer Klappe schlagen, wenn sie ein umfassendes Verbot von Fipronil fordert – zum Schutz von Bienen und Verbrauchern.

Allerdings ist der Einsatz von Fipronil im Hühnerstall längst verboten. Mehr Bienenschutz durch das Verbot verbotener Handlungen? Vielleicht sollte man zum Schutz der Bürger auch noch einmal nachdrücklich das Verbot von Diebstahl oder Mord fordern.

Es stellt sich allerdings die Frage, was die Bienen vom Verbot eines Bienengifts in Hühnerställen haben. Die sind üblicherweise hermetisch abgeriegelt und darüber hinaus für Bienen aufgrund eines eklatanten Mangels an Blütennektar und Pollen wenig attraktiv. Selbst in Bio-Ställen gibt es keine Blumen.

Es gibt offenbar gute und schlechte Bienengifte

Wohl aber Bienengift. Das Fipronil wurde einem Mittel zur Bekämpfung von Parasiten wie der Roten Vogelmilbe zugesetzt, das auch für Biobetriebe zugelassen ist. Mehr noch: Zu den sogenannten biologischen Pestiziden, die im Kampf gegen Milben zugelassen sind, gehört Spinosad. Das ist ein Insektizid, das ganz natürlich von dem Bakterium Saccharopolyspora spinosa produziert wird; ein Öko-Insektizid also – das allerdings in die höchste Kategorie für Bienengifte einsortiert ist: Bienengefährlich B1.

Anders als Fipronil ist Spinosad im Stall erlaubt. Und anders als Spinosad ist Fipronil in der Landwirtschaft in Deutschland nicht generell als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat für Fipronil lediglich Ausnahmegenehmigung bei einigen Anwendungen erteilt. Spinosad hingegen unterliegt nicht solchen Beschränkungen und wird vor allem im Bio-Landbau eingesetzt. Laut BVL wurden 2015 in Deutschland 2,5 bis 10 Tonnen Spinosad verkauft – und weniger als eine Tonne Fipronil. Trotzdem fordert auch der BUND lediglich das Verbot von Fipronil, nicht aber das von Spinosad.

Blöd für die Bienen: Offenbar sorgt sich ihre parlamentarische Vertretung nur dann um Gift, wenn es „chemisch“ ist. Biologisches Bienentöten ist nicht der Rede wert.

 

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