Nach einem Jahrzehnt bei Facebook und Twitter war unser Autor genervt und gelangweilt und stieg aus. Er schreibt aber weiter gern Randbemerkungen über Aktuelles und Zeitloses, Wichtiges und Marginales. In loser Folge dokumentieren wir hier seine Zwischenrufe.

Kinderspiele

Heute sprang mich auf YouTube die Reklame für das Computer-Kriegsspiel „War Thunder“ an. Darin der Satz: “Wenn du gut genug bist, kannst du das Spiel mit einem Nuklearschlag beenden.“ Diese Möglichkeit hätte ich mir als Kind beim „Mensch ärgere dich nicht“ auch gewünscht.

Mein Freund, der Baum

Die Esoteriker, die neuerdings auf den Corona-Demonstrationen sichtbar werden, sind nur die Vorhut einer viel größeren Strömung. Eine repräsentative Umfrage der Knauf Consulting GbR im Auftrag der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. ergab: „60 Prozent der Befragten sehen Bäume als soziale Wesen und schreiben ihnen menschliche Eigenschaften wie Denk- und Kommunikationsvermögen oder Schmerzempfinden zu. Nur 20 Prozent der Befragten widersprechen dieser Aussage.“ „Die Befragung verdeutlichte,“ folgern die Forscher, „dass ein Großteil der Bevölkerung ein romantisiertes und anthropomorphes, also vermenschlichtes Bild von der Natur hat.“ Wer wissen möchte, was die Deutschen fühlen und denken, sollte Peter Wohlleben lesen.

Gegenderter Kapitalismus

Lese gerade, dass die Bosse von 16 der 30 DAX-Konzerne beschlossen haben, in ihrem Unternehmen Gendersprache zu verwenden. Da werden sich die Arbeiterinnen aber freuen über die neue Wertschätzung. Bewundernswert wie schnell die Woken ihre Ziele durchsetzen, wesentlich flinker als die Linken von einst. Der Kapitalismus, das alte Chamäleon, kann jede Farbe annehmen. Vorausgesetzt die Besitzverhältnisse werden nicht tangiert.

Der Energiewenderechner

Die Pro-Kernkraft-Initiative Nuklearia e.V. hat ein wunderbares graphisches Werkzeug ins Internet gestellt: den Energiewenderechner.

Indem man Schieberegler betätigt, kann man damit selbst ausprobieren, welche Folgen verschiedene Formen der Stromerzeugung mit sich bringen. Wieviel Landfläche benötigen sie? Wie viele Ressourcen verbrauchen sie? Wieviel CO2 fällt dabei an? Und wieviel statistische Todesfälle pro Jahr gehen auf das Konto der jeweiligen Form von Stromerzeugung? Der Energiewenderechner wäre ein ideales Lernmittel für den Schulunterricht. Doch wir leben in Deutschland, wo Vergleiche zwischen den Vor- und Nachteilen verschiedener Formen der Stromerzeugung als unschicklich gelten.

Rassistisches Klima

Auf Berliner Wänden lese ich hin und wieder „Climate Justice is Racial Justice“. Ein rätselhafter Slogan. Was möchten mir die Verfasser damit sagen? Was ist ein gerechtes Klima? Für manche wäre es gerecht, wenn in Neukölln die Sonne ohne Unterlass scheint und es in Zehlendorf immerzu regnet. Aber Spaß beiseite. Ob es jemals ein gerechtes Klima auf der Welt gab, ist ziemlich zweifelhaft. Und dann die implizierte Verbindung zwischen steigenden Temperaturen und Rassismus: Wie funktioniert die? Stehen nicht gerade die kühleren Regionen wie Europa und Nordamerika unter Rassismusverdacht?

Bisher ungenutztes Empörungspotenzial (2)

Die Abbildung religiöser Symbole hat in den vergangenen Jahren immer wieder zu Wellen der Entrüstung geführt, die zuweilen sogar in Mord und Terror endeten. Besonders einige Muslime tun sich dabei hervor, ganz besonders wenn ihr Prophet Mohammed unvorteilhaft abgebildet wird. Aber auch manche Christen verstehen keinen Spaß mit Jesus oder Maria und wollen ihre Idole auch nicht in profanen Zusammenhängen dargestellt sehen. Ganz anders bei den Buddhisten. Nach Angaben der Deutschen Buddhistischen Union hängen dieser Religion hierzulande immerhin 250.000 aktive Gläubige an. Sie hätten zahllose Anlässe sich aufzuregen, denn in Massagestudios, Bioläden, und Wellnessbädern ist ihr Religionsgründer mittlerweile ein so allgegenwärtiges Deko-Element wie Hirschgeweihe in bayerischen Wirtshäusern. Man stelle sich vor, in einer Sauna hinge ein Kruzifix oder eine Mohammed-Darstellung als Mosaik am Rande des Tauchbeckens. Mit Buddha wird das gemacht und niemand stört sich daran. Ein schönes Beispiel, dass man durchaus entspannt und religiös gleichzeitig sein kann.