Gabriele Krone-Schmalz geht gegen die Historikerin und Salonkolumnistin Franziska Davies vor. Damit bleibt die Synchronsprecherin der Putin-Propganda immerhin im Gespräch.

Wenn man die deutschen Synchronsprecher der Putin-Propaganda nach Bühnenalter sortieren würde, gehört Gabriele Krone-Schmalz, kurz GKS, beinahe schon zum alten Eisen. Sie ist die Grande Dame im russischen Tournee-Theater, die Diva im Club der Kollaborateure und schon seit Urzeiten in jeder Talkshow Gast, bei der es darum geht, „Putin zu verstehen“, als ob der russische Staatschef ein besonders delikater Fall der öffentlichen Psychoanalyse ist. Dabei gehört nicht Putin auf die Couch, sondern die deutsche Politik, die sich wie ein hartnäckiger Psychose-Patient jahrelang weigerte, die Realität in Osteuropa zur Kenntnis zu nehmen.

Krone-Schmalz ist die führende Kraft im Business der Putinversteherei. Sie schreibt Bücher, gibt Interviews, hält Vorträge und das, obwohl sie wie Karl May von dem Land, über das sie schreibt, so gut wie keine Ahnung hat. Beruflich hat sie dort seit 1991 (!) nichts mehr zu tun. Davor war sie ein Gesicht im Moskauer ARD-Studio, stand aber immer im Schatten des weitaus profilierteren Russland-Kenners Gerd Ruge. Warum ausgerechnet GKS mit dem Etikett „Russland-Expertin“ durch Deutschland reist wie seinerzeit in den Karl-May-Schmökern Hadschi Halef Omar durchs wilde Kurdistan, kann nur verstehen, der weiß, dass in diesem Land die Frequenz öffentlicher Auftritte und das Verfassen von Büchern sozusagen aus dem Bauch heraus schon allein über den Expertenstatus entscheidet.

Doch wehe, wenn irgendjemand ihre Expertise anzweifelt. Dann wirft sie sich in Pose, mit ihrer Micky-Maus-Frisur, feuerfest, beratungsresistent und hohlraumversiegelt, zieht die Augenbrauen hoch wie ein in die Studio-Kulisse gemaltes Emoticon und belehrt den Kritiker, als handele es sich um einen begriffsstutzigen Nachhilfeschüler. Noch härter erwischte es die Osteuropa-Historikerin und Salonkolumnistin Franziska Davies, die es gewagt hatte, Krone-Schmalz als „eine langjährige und vehemente Verteidigerin des verbrecherischen Putin-Regimes“ zu bezeichnen. Und nicht nur das: Sie habe „sämtliche Experten ignoriert, die journalistisch und wissenschaftlich zu Russland gearbeitet haben.“ Und Krone-Schmalz habe bei einem Vortrag in München im Jahr 2018 „nachweislich gelogen“, als sie behauptete, dass es auf der Krim 2014 nicht zu Menschenrechtsverletzungen gekommen sei.

One-Trick-Pony

Ausgangspunkt waren diverse Vorträge, auf denen GKS ihr bekanntes Repertoire aus dem russischen Märchenreich zum Besten gab: Putin sei quasi provoziert worden. Die NATO-Osterweiterung hätte zu einer Einkreisung Russlands geführt. Die Ukraine sei nur ein Handlanger des Westens. Die deutschen Medien würden Putin dämonisieren. Die eigentlichen Aggressoren seien die USA und die NATO … Man könnte diese Best-Of-Liste der Kreml-Lügen ewig fortsetzen, wenn man sie noch schon so oft gehört hätte. Etwa in Buchtiteln und Essays von GKS, die sich wie die Bekenntnisse einer Drogenabhängigen lesen: „…an Russland muß man einfach glauben.“ „Russland wird nicht untergehen…“ „Von der russischen Seele. Impressionen von Puschkin bis Jerofejew“ „Was passiert in Russland?“ „Russland verstehen. Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westen.“ „Eiszeit. Wie Russland dämonisiert wird und warum das so gefährlich ist.“

Die Aussage von Davies über Krone-Schmalz, ohne Expertise das Putin-Regime zu verteidigen, will diese so nicht stehen lassen. Sie hat ihre Anwälte losgeschickt, um von Davies eine Unterlassungserklärung zu erzwingen – verbunden mit einer Zahlungsaufforderung für die Rechtsanwaltskosten in Höhe von knapp 2.500 Euro. Die weigert sich jedoch, die Erklärung abzugeben und erklärt umgekehrt, dass sie einen „längeren Text“ über GKS plane. Jetzt landet der Fall vor Gericht, wie die Anwälte von Krone-Schmalz angedroht haben.

Dass GKS vor Gericht Erfolg hat, darf bezweifelt werden. Nahezu alle Aussagen sind entweder als Tatsachenbehauptung ausreichend belegt oder fallen in die Sphäre der zulässigen Meinungsäußerung – und das auch noch bei einer Person, die seit der Verleihung der Puschkin-Medaille 2008 wie ein One-Trick-Pony nur noch ein Thema kennt: die ausufernde Putin-Huberei. Aber auch wenn sie verliert, ist das nicht schlecht für’s Geschäft. Bad News sind im Putin-Business Good News – Hauptsache sie bleibt im Gespräch.