Eine kleine Wortdiät fürs neue Jahr wirkt Wunder auf dem Weg zu einer schnittigen Sprache.

Vor dem Fest ist nach dem Fest. Deshalb denken viele schon in der Vorweihnachtszeit mit Grausen an die Zeit danach, in der sie sich die Folgen all der süßen Sünden wieder abtrainieren müssen, die sich über die Feiertage auf den Hüften zu verewigen drohen. Aerobic, Joggen, strenge Diät – der Vorsätze sind viele. Durchgehalten werden die wenigsten. Wie wäre es daher, diesmal mit dem frischen Schwung einer schnittigen Sprache ins neue Jahr zu starten? Denn während es viele Tausend Schritte braucht, bis der Bauch nicht mehr über den Gürtel quillt, zeitigt bei einer kleinen Wortdiät bereits der erste Schritt erstaunliche Erfolge. Und er tut überhaupt nicht weh.

Das Geheimrezept lautet Präfixreduktion. Verzicht auf überflüssige Vorsilben. Ein besonders auffälliger Ballaststoff, der sich bis in die Texte von Nachrichtensprechern geschlichen hat, ist die Vorsilbe „an“ vor Wörtern wie „wachsen“, „steigen“ oder „mieten“. Auch die x-te Wiederholung ändert nichts daran: Schulden steigen womöglich, aber sie steigen nicht „an“. Dasselbe bei Einnahmen – sie wachsen zwar hoffentlich, aber sie wachsen an nichts „an“. Anwachsen können aller Erfahrung nach nur Pflanzen oder Gliedmaßen. In diesem Sinne ist die Vorsilbe hier sogar falsch und nicht nur sinnlos wie beim „An“-mieten, wo das „an“ einem einfachen, verständlichen Wort offenbar zusätzliche Bedeutungsschwere verleihen oder höhere Maklergebühren rechtfertigen soll.

Also, Vorsatz für 2017: Einfach weglassen! Wenn Sie sich nun auch noch trauen, weitere Wurmfortsätze wie das „zu“ vor „künftig“, das „hin“ nach „weiter“ und das „lich“ nach „sicher“ zu vermeiden, dann haben Sie sprachlich schon eine Menge abgespeckt. Und müssen dafür nichtmal Laufschuhe anziehen.