Während sich gerade Gesundheitsminister und Ministerpräsidenten vor den Mikrofonen in Szene setzen, sorgt Umweltministerin Schulze geschickt dafür, dass ihre Themen nach der Krise wieder ganz oben stehen werden.

Krisenzeiten sind Brunftzeiten für Verschwörungstheoretiker. Sie treten laut und polternd auf und versuchen so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen. Andere haben es da schwerer, weil sie auf den richtigen Ton achten müssen und es schnell mit öffentlicher Empörung zu tun bekommen, wenn sie den verfehlen.

Wer es sich leisten kann, nimmt darum aktuell nicht an den medialen Diskussionen teil. Eine Gruppe aber, die schon aus beruflichen Gründen nicht schweigen kann und ihre Forderungen sonst gerne lautstark verbreitet, sind Politiker.

Es ist interessant zu sehen, wie sich in den Corona-Tagen die Rhetorik geändert hat. Niemand will schließlich rücksichtslos wirken, während nun die Bekämpfung der Pandemie im Mittelpunkt steht. Darum ist es zu einem beliebten Stilmittel geworden, öffentliche Gegenreden zu Positionen zu halten, die niemand vertreten hat.

Die Kontrolle über das Steuerrad

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat gerade demonstriert, wie das geht. Sie stellte in einem Interview fest, „wir merken im Moment ja alle, dass wir eben nicht alles steuern können.“ Das klingt bescheiden und nachdenklich, auch wenn nicht klar ist, wer das bislang gedacht haben soll.

Doch der raffinierte Kniff an dieser scheinbar so demütigen Einsicht besteht darin, dass sie genau das erreichen will, was angeblich unmöglich ist: die Kontrolle über das Steuerrad. Schulze fordert im weiteren Verlauf des Interview noch mehr Anstrengungen im Erreichen der Klimaziele. Geld und politischer Wille sollen dafür sorgen, dass wir die hoch gesteckten Ziele erreichen.

Wer aber hoffnungsvoll ist, dass wir globale Probleme durch den Einsatz bestimmter Instrumente lösen können, verfügt über ein sehr ausgeprägtes Vertrauen in unsere Fähigkeiten, „alles steuern zu können.“

Kommunikation im Schatten der Pandemie

Schulze wird im Moment dafür kritisiert, in der Pandemie kaum gehört zu werden. Sie macht es aber genau richtig. Warum soll sie mit Söder und Spahn um den Platz vor den Mikrofonen kämpfen? Wichtiger ist, sich möglichst gut für die Zeit nach Corona zu positionieren.

Wer dabei in der Lage ist, jetzt Forderung aufzustellen, ohne dafür öffentlich heftig kritisiert zu werden, betreibt eine gute Kommunikation im Schatten der Pandemie.