Hollywood, Baby! L.A. Chronicles VIII
Einblicke in die Welt eines Film-Agenten
Ich bin jetzt zwei Monate in Los Angeles. Trumpy twittert täglich und wird immer absurder – wer hätte das gedacht? Dass das geht, noch absurder. Kürzlich nannte er seinen Vorgänger Obama auf Twitter „krank“.
Morgens fahre ich manchmal runter von Beverly Hills in ein israelisches Frühstückscafé, „Judi’s Deli“. Dort setzte ich mich draußen hin und trinke einen Zwei-Dollar-Café. Und höre interessante Gespräche. Zum Beispiel dieses hier:
Ein Hollywood-Agent, Mitte 50, leicht gräuliche, leicht gewellte Haare, telefoniert mit einem Freund, der auch sein Anwalt sein könnte. Der Agent ist genervt.
Er erzählt über eine E-Mail-Konversation, die er in der Nacht mit einer Frau hatte, die für eine chinesische Firma arbeitet. Diese Firma investiert in Serien und Filme und produziert auch selbst.
Der Mann redet laut, hat also offenbar kein Problem damit, dass jemand wie ich es hört. Er ist ein alter Hase, ein Profi. „Am Anfang haben sie mir 25 Hundert-Dollar für 14 Stunden Arbeit gegeben“, sagt er. „Danach hatten wir einen Deal, dass ich für 6000 im Monat ihre Sachen hier in Hollywood regele.“
Er redet darüber, wie er den Chinesen erklärte, dass sie ihr investiertes Geld mit Gewinn zurückbekommen würden, wenn man die produzierte Ware zum Beispiel bei „Netflix“ unterbringen könnte. Die Chinesen scheinen ungeduldig, der Lohn, den sie dem Agenten geben, scheint ihnen zu hoch oder sein Aufwand dafür zu gering.
Die Frau, mit welcher der Agent Kontakt hatte, fragte ihn also per Mail, ob man nicht zu „der alten Regelung“ zurückkehren könnte.
Eine Frechheit!
Sie rechnete dann aus dem ersten Job hoch, dass es ein Stundenlohn von 178 Dollar sei. In den Augen des Agenten eine Frechheit!
Er erzählt am Telefon: „Ich habe denen Kontakte hier in Hollywood innerhalb von zehn Minuten gemacht, die sie nicht in zwei Jahren bekommen konnten. Und das ist denen nur 30 Dollar wert?“ Er erzählt, wie die chinesische Firma Riesensummen in Co-Produktionen steckt, bei denen sie operativ eigentlich nichts machen, sondern am Ende nur die Gewinne einheimsen. „Es ist nicht so, dass die kein Geld haben.“
Er erzählt dann, was er der Frau zurück schrieb: „Wenn ich nicht sehr gut und lange im Geschäft wäre, würde ich jetzt beleidigt sein und an mir zweifeln. Aber ich habe mich entschieden, nicht beleidigt zu sein. Ich möchte mit Kunden arbeiten, die das Gefühl haben, dass ich zu ihrer Firma mehr Wert beitrage, als ich koste. Da Sie offenbar nicht dieser Ansicht sind, lassen Sie uns unser Arbeitsverhältnis am Ende dieses Monats einstellen.“
Man könne in Kontakt bleiben, mal essen gehen, „no hard feelings.“
Die Frau der Chinesen-Firma meldete sich sofort. Es sei nicht so gemeint gewesen, sie wolle unbedingt weiter mit ihm zusammen arbeiten und sei es auch mit der 6000-Dollar-Regelung.
Ich weiß nicht, ob er geblufft hat. Aber es hat offenbar geklappt und den Killer-Satz, er wolle einem Kunden mehr Wert einbringen, als er koste, fand ich wunderbar kapitalistisch.
Der Agent nimmt noch einen Schluck von seinem Kaffee und lehnt sich zurück. Hollywood, Baby.