Der Iran-Deal ist tot – mausetot! Noch ringt Europa mit dem Phantomschmerz, setzt wahlweise auf Trotz, Gesundbeterei oder die Russen und hat doch nicht kapiert, dass es nackt dasteht. Jetzt hilft nur die Wahrheit. Und ein großer Knüppel!

Europa leidet unter Äquidistanz. Egal, mit welchen Gestalten aus der Hölle man es auf der Gegenseite zu tun hat, Mörder, Kinderschänder, Antisemiten, der Einserjurist aus dem Auswärtigen Amt wird immer eine mathematisch exakte Mittelposition errechnen, die er dann, nachdem sie auf komplizierte Weise und unter Zuhilfenahme diverser Verhandlungsmarathons in Wien, Genf oder Lausanne in Vertragsform gegossen wurde, als politischen Meilenstein bezeichnet: als „diplomatisches Wunder“, wie man gerade im ZDF (Wulf Schmiese) vernehmen konnte.

Da möchte man laut loslachen. Ein Wunder ja, da stimmt, weil der Iran-Deal der erste bilaterale Vertrag in jüngerer Zeit ist, der länger hält als Tinte üblicherweise trocknet. Wir erinnern uns an die Ukraine, an Minsk, an die ebenso langen wie fruchtlosen Syrienkonferenzen in München und an die ernsten Mienen, mit denen uns die Steinmeiers dieses Kontinents regelmäßig verkündeten, dass ein Durchbruch unmittelbar bevorstünde – kurz bevor uns neue Greueltaten, etwa die wochenlange Bombardierung Aleppos mit vielen toten Zivilisten, Frauen Kindern, erreichten. Zahlen, die als Laufband im Nachrichtenkanal zur Beschleunigung des Abstumpfungsprozesses beitrugen.

Nur die Lunte verlängert

Dabei ist es überhaupt kein Wunder, dass der Iran-Deal so lange gehalten hat, bündelt er doch alle Vorteile auf Seiten der Iraner, die für wenig Gegenleistung Flugzeugladungen von vertragsgierigen Industrievertretern nach Teheran gekarrt bekamen, die die kaputte Infrastruktur auf Vordermann bringen sollten – und vielleicht auch ein paar Dual-Use-Produkte unter dem Tisch hervorzaubern konnten. Und was die nukleare Breakout-Capacity der Perser anbelangt, die man ja auf gigantische 12 Monate (!) hochgeschraubt hat, so ist das, wie Doron Sharay treffend bemerkt hat, „als wäre man stolz darauf, die Lunte einer Bombe von fünf auf zehn Zentimeter verlängert zu haben“.

Natürlich war der Iran-Deal von Anfang an gegen Israel gerichtet. Die Juden gelten gemeinhin als Störenfriede im Nahen Osten, was man in Brüssel und Berlin selbstverständlich nur hinter vorgehaltener Hand äußert. Zu sehr befürchtet man bei den Israelis, dass sie einem das Geschäft vermasseln und die schönen Reaktoren bombardieren, die Siemens und andere gerne auf den alpidischen Gebirgsgürtel stellen würden. Dabei ist Israel das einzige Land auf dieser Welt, das genau weiß, wie man mit den orientalischen Despoten, Klerikalfaschisten und Religionszombies umzugehen hat: Entweder man hält sich an die Regeln oder es gibt Zunder!

Die Europäer sind nackt

Diese Methode – so simpel wie effektiv – wird selbstverständlich von den Europäern als würdelos abgelehnt. Hier bevorzugt man immer noch das Florett und nicht den Säbel und setzt auf das Prinzip Hoffnung, das bekanntlich als Letztes und bei den Europäern vermutlich nie stirbt. Die Hoffnung, dass soviel gesichtswahrendes Bohei am Ende mit ein wenig zivilisiertem Entgegenkommen und ein paar Brocken Verhandlungsmasse honoriert wird. Heraus kommt jedoch Murks!

Kein Wunder, dass derzeit alle politischen Beobachter in Deutschland am Rad drehen, nachdem die amerikanische Hillbilly-Ikone Trump das getan hat, was man bei der Präsentation der neuen Kaiser-Kleider gemeinhin als die Wahrheit bezeichnet: Er hat festgestellt, dass die Europäer nackt sind und der Iran-Deal ein großer Haufen Scheiße war!

Was folgert nun daraus? Entweder reden die Europäer mit den Mullahs Klartext oder sie halten sich raus – und übergeben das ganze Kuddelmuddel an die Israelis, wo es sich wahrscheinlich ziemlich schnell in ein paar schönen Detonationen über den iranischen Nuklearanlagen auflöst. Dass sich jetzt jedoch Heiko Maas und andere ausgerechnet an die Russen als vertrauensvolle Bündnispartner zur Rettung des Deals wenden, nachdem diese gerade erst Syrien in einen Friedhof verwandelt haben, ist ein schlechter Scherz. Ebenso gut könnten sie auch einen Pyromanen als Feuerwehrmann einstellen.

Carry a Big Stick!

Letztendlich müssen sie sich jedoch entscheiden, auf welcher Seite sie im Nahen Osten stehen wollen. Für die Iraner und die Israelis sein zu wollen, das ist etwa so infantil wie die Behauptung, man möge die Beatles und die Stones gleichzeitig oder „Märklin und Fleischmann“ (Carsten Seifert). Der Iran-Deal ist tot – mausetot! Keine Firma kann mehr ohne Risiko im Iran investieren. Die USA werden dafür sorgen. Sie sind die alte und neue Schutzmacht. Das bedeutet Rechte und Pflichten. Und wie man dann verhandelt, das lernt man ebenfalls von einem Amerikaner, von Theodore Roosevelt: „Speak softly and carry a big stick.“