Jerk Chicken in Brixton
Eggs hat blaue Augen, riesige Pupillen, dunkle Haut und Rastazöpfe. Er ist ein Londoner Jamaikaner und zeigt mir den besten Platz für Jerk Chicken in Brixton, das ist ein scharf mariniertes, in einer Rauchtonne gegrilltes Hähnchen. Ein kleiner, schlauchförmiger Laden ist das, viel Fisch im Angebot, die Köche reden Patois miteinander, das karibische Englisch der […]
Eggs hat blaue Augen, riesige Pupillen, dunkle Haut und Rastazöpfe. Er ist ein Londoner Jamaikaner und zeigt mir den besten Platz für Jerk Chicken in Brixton, das ist ein scharf mariniertes, in einer Rauchtonne gegrilltes Hähnchen.
Ein kleiner, schlauchförmiger Laden ist das, viel Fisch im Angebot, die Köche reden Patois miteinander, das karibische Englisch der Jamaikaner.
Ich esse das Huhn mit Reis in einem kleinen „Community Garden“, einem jener eingezäunten Parks, die nachts abgeschlossen werden. Dann, in der Kneipe daneben, lese ich den „Brixton Bugle“ und da ist ein Artikel über Dulwich Hamlet, einem brutal unterklassigen Fußballklub mit einer riesigen Hipster-Fanbase, von dem mir ein Londoner erzählte.
„I think what is really great about Dulwich Hamlet is the set of tangible values and the strong sense of community. It’s like going to church, isn’t it?“, sagt da eine Frau.
Die Kneipe, die „Treaty Arms“ steht seit 1850 und die ersten Pächter hatten „squatters rights“, „Besetzerrechte“, für den Park gegenüber, der damals noch nicht eingezäunt war. Das bedeutet, er würde ihnen gehören, wenn sie ihn nur lange genug in Anspruch nähmen.
Eine Frau auf der Straße drückt mir einen Flyer in die Hand. „Astonishing Evidence of Life after Death“, steht da und „Amazing! Irrefutable! Completely trustworthy!“.
Eine der Zeuginnen, deren kolportierte Aussprüche als Beweis dargelegt werden, ist eine Lilian Lee (zehn Jahre alt), die im Sterben gesagt haben soll: „Oh Papa, what a sweet sight. The golden gates are open – yes, yes, here I come!“
Ein Leben nach dem Tod? Mein Vater befand: „Es gibt ein Leben vor dem Tod.“
Am Abend laufen wir die Brick Lane entlang. Das war mal ein jüdisches Viertel, jetzt leben hier viele muslimische Bangladeschis. Ein Überbleibsel ist ein 24 Stunden geöffneter „Beigel“-Laden, dort gibt es köstliches gekochtes Gebäck mit süßem Heringshack für zwei Pfund.
An einer Seitenstraße gibt es politische Kunst an den Hauswänden und Rollläden. Eine Ukrainerin mit türkis-gelber Mütze, ein gesprühtes Wandgemälde für die mutigen Aufständischen im Iran, eine Taube in Uniform (Kriegstaube), ein Mix von Marilyn Monroe mit Kim Jong-un und eine Krähe, die ein Herz zerhackt.