Wenn der sogenannte Widerstand gegen die Kommerzialisierung bei Millionen Jubel auslöst und Millionen bringt, dann ist das ebenso wohlfeil wie scheinbar progressives politisches Bewusstsein, das nichts anderes ist als BDS-Propaganda. Ein Stück über Hybris und Unaufrichtigkeit eines Phantoms.

Kunst darf alles, auch auf die Nerven gehen. Kunst darf und soll provozieren – aber sie sollte aufrecht und ehrlich sein in ihrer Provokation. Banksy, als israelhassendes Phantom-Pseudonym durch die Welt sprühend, ist das Musterbeispiel für Unaufrichtigkeit. Als unmittelbar nach der Versteigerung ein Video auftauchte, in dem Banksy vorgab, die ganze Aktion von langer Hand geplant zu haben – als Statement gegen die Kommerzialisierung der Kunst – da wurde schnell klar, hier werden Werte geschaffen, nicht vernichtet. Denn der gespielte Schock bei Sotheby’s wandelte sich schnell in Freudengeschrei: „Love is in the Bin“, wie das kaputte „Girl with Balloon“ flugs umgetitelt wurde, sei „das erste Werk der Kunstgeschichte, das live während einer Auktion geschaffen wurde“. 

Und die Käuferin wird mit den Worten zitiert: „Als das Werk geschreddert wurde, war ich zunächst geschockt, doch allmählich fing ich an zu realisieren, dass ich an mein eigenes Stück Kunstgeschichte gelangt war.“

Das ist per se ja auch völlig in Ordnung, man könnte es Happening nennen. Dass aber der Kapitalismuskritiker Banksy selbst in der Deckung der Anonymität Unwahrheiten verbreitet, während die Käuferin über einen exponentiellen Wertanstieg ihrer Investition jubelt, ist genauso ärgerlich und unaufrichtig, wie es die zahlreichen Attacken des oder der Namensträgerin gegen Israel sind.

Westbanksy

Banksy, wir sollten ihn besser Westbanksy nennen, hält die sogenannten palästinensischen Gebiete für die „größten Gefängnisse der Welt“ – nicht etwa wegen des Regimes von Hamas und Fatah dort, sondern wegen Israel. Die Mauer, die Israel als Reaktion auf pausenlose Terrorattacken gegen Israel hat errichten lassen, ist für ihn eine „Schande“. Als Protest dagegen eröffnete er sein „Walled Off“-Hotel als „Anti-Besatzungs-Präsentation“. Dort werden das Blutvergießen der arabischen Terrorbanden und die israelischen Reaktionen darauf als Kissenschlacht zwischen pubertierenden Idioten dargestellt, die Balfour-Erklärung von 1917, die den Juden ein Fleckchen Erde im damals britischen Mandatsgebiet Palästina zugestand, wird verhöhnt – und mit Betroffenheits-Tourismus schön Geld verdient – natürlich alles unter dem Schutz der israelischen „Besatzer“, sollte sich mal einer der „palästinensischen“ Gastgeber zu inkommod verhalten. 

Oder wie Reuven Berko, israelischer Experte und Politikberater, es in der Zeitung „Israel Hayom“ formuliert: „Hätte er das Hotel weiter innerhalb Bethlehems gebaut, wüsste Banksy genau, dass er eine andere Art von ,hässlichem Blick’ gehabt hätte, nämlich die Überreste einer ehemals großen christlichen Gemeinde, die vergewaltigt, bestohlen und von Terroristen dezimiert wurde.”

Dafür feiert die internationale BDS-Bewegung (Boykott, Divestment, Sanctions), die sich die Delegitimierung Israels auf ihre Fahnen geschrieben hat, natürlich ihren Hauskünstler. Alles genauso unaufrichtig wie dessen vorgebliche Kapitalismuskritik. Aber wie gesagt, Kunst darf und kann alles – in diesem Fall eben richtig nerven.