Die Deutschen Zeitschriftenverleger zeichnen die Kanzlerin aus. Unseren Autor erinnert das an Erdogan und Orbán.

Der Verband Deutsche Zeitschriftenverleger (VDZ) hat „Ihre Majestät Königin Al Abdullah von Jordanien“ zu seiner „Publisher’s Night“ eingeladen. Innerhalb der deutschen Medienszene regt sich deswegen Protest, weil es „Ihre Majestät“ zuhause mit der Pressefreiheit nicht so genau nimmt.

Ich kann mich diesem Protest nicht anschließen. Die Einladung ergibt im Gegenteil durchaus Sinn. Schließlich ist die Königin nicht einfach so eingeladen worden, sondern wird einen Ehrenpreis überreichen: an Angela Merkel. Ja, genau. Eine Lobbyorganisation der deutschen Presse verleiht der amtierenden Kanzlerin einen Preis für ihre „bisherige“ politische Gesamtleistung.

Begründung: „Die Herausforderungen ihrer Kanzlerzeit waren erheblich und weitreichend. In einer offenkundig schwierigen und riskanten politischen Gegenwart sowie absehbaren Zukunft sind gerade Bedacht, Führungsstärke, ein moralischer Kompass, wie von Dr. Angela Merkel gelebt, relevanter denn je“. Nicht zuletzt sind ihre Leistungen auch „ein unersetzlicher Beitrag für eine pluralistische Gesellschaft, geprägt von Meinungsfreiheit und freier Presse.“

Ob Merkels Führungsstärke und moralischer Kompass nun wirklich so gut funktionieren, wenn in ihrer Regierungszeit das alte Parteiensystem kollabiert, die AfD zur drittstärksten Kraft im Bundestag wird und die Europäische Union von einer Krise in die nächste stürzt, soll an dieser Stelle gar nicht das Thema sein. Stattdessen ist es erstaunlich, dass ein Verband, der die Interessen der Presse vertritt, so wenig öffentliche Distanz zu einer aktiven Politikerin hält. Die Begründung für die Preisvergabe ist eine solche Lobhudelei, dass man als Absender vielleicht den Beamtenbund oder Volker Kauder erwarten würde, aber eher keine Pressevertreter.

Und so schließt sich der Kreis wieder zur Königin von Jordanien. Dass Medien die eigene politische Führung hochleben lassen, ist sonst eher in Autokratien oder illiberalen Demokratien üblich. Niemand würde sich wundern, wenn Viktor Orbán sich von der Presse für seine „bisherigen“ politischen Leistungen einen Preis überreichen lassen würde. Auch Erdogan könnte man zutrauen, dass ihn die türkische Presse für sein „soziales Engagement“ ehrt. Und jetzt zeichnet eben der Verband Deutscher Zeitungsverleger die deutsche Kanzlerin aus. Ja, doch, unter diesen Umständen passt die Laudatorin schon sehr gut.