Demokratie funktioniert langfristig nur, wenn sie wehrhaft ist. Doch als es drauf ankam, hat der ehemalige Präsident versagt. Die Schäden sind gewaltig.

Dieselbe Zögerlichkeit, die Obama seinerzeit dazu bewog, Aleppo brennen zu lassen, ohne militärisch einzugreifen, hat ihn dazu verführt, nichts zu tun, nachdem klar geworden war, dass russische Hacker im Auftrag des Woschd im Kreml die amerikanischen Demokratie attackiert hatten: ein Akt der elektronischen Kriegsführung. Obama wird vermutlich als “Barack Cunctator” in die Geschichtsbücher eingehen; und man könnte sein Zögern beinahe nobel nennen, wenn es sich nicht um eine falsche Nobilität handeln würde. Richtig wäre gewesen, dem Konflikt mit Russland und dem Iran in Syrien (der früher oder später ohnehin kommen muss) nicht auszuweichen. Und richtig wäre gewesen, sofort – nach dem ersten russischen Hackerangriff auf Amerika – an die Öffentlichkeit zu gehen und Donald Trumps Rolle in alldem klar zu benennen. Außerdem hätte es einen massiven Cyberangriff auf Russland geben müssen: In Moskau hätte jede Nacht um Schlag zehn Uhr für zwei Stunden das Licht ausgehen müssen. Die Ergebnisse von Obamas Zögerlichkeit sind bekannt: Leichenhaufen und Folterkeller in Syrien. Und in Amerika stellen Trumps rechtsradikale Unterstützer mittlerweile die Frage, ob “collusion” – also Zusammenarbeit – mit dem Feind denn ein Verbrechen sei. Mit anderen Worten, mittlerweile wird allen Ernstes darüber diskutiert, ob Landesverrat nicht erlaubt ist, wenn er der “guten Sache” (dem Sieg über die “liberals”) dient. Ich dachte, die Friedensbewegung sei moralisch verdorben, aber die “Alt-Right” stellt sie spielend in den Schatten.