Der Kinderkreuzzug der Tamimis
Die Trivialisierung von Politik macht auch vor dem Nahen Osten nicht halt. Beispiel: Der Fall Ahed Tamimi, auch „Shirley Temper“, genannt, die gerade zu acht Monaten Gefängnis wegen fortgesetzter körperlicher Attacken auf israelische Sicherheitskräfte verurteilt wurde.
Die 17-jährige Ahed Tamimi ist die Fortsetzung des Kriegs gegen die Juden mit anderen, vor allem blonden Mitteln – was deutsche Unterstützer aus dem AfD-Umfeld vermutlich zu schätzen wissen. Wer sich bei Youtube die mit süßlichen Klavierklängen à la Richard Clayderman untermalten Videoschnulzen über Aheds „künstlerisches Schaffen“ anschaut, muss über einen stabilen Blutzucker-Spiegel verfügen. Zu sehen ist eine kämpferische Palita mit beeindruckender blonder Haarpracht, die schon mit 12 Jahren ihr Fäustchen gegen schwer bewaffnete Soldaten reckt. Immer in der Hoffnung, dass einer mal reflexhaft zurück haut, was dann die regelmäßig nur ein paar Meter dahinter stehende Mutter, Nariman Tamimi, aufnimmt und als juveniles Gewaltvideo viral stellt. Doch die Soldaten bleiben cool! Und so sind die Videos vor allem ein Beweis für die Professionalität der israelischen Sicherheitskräfte.
Nun lässt sich das Schema dieser billigen Pallywood-Inszenierungen leicht durchschauen, doch die Sehnsucht nach trivialen Botschaften sorgt dafür, dass bei den meisten Zuschauern auch hierzulande der Verstand kollabiert. Nicht, dass man etwa den empathielosen Eltern den Vorwurf macht, ihre Kinder kaltblütig für irgendeine politische Idee zu opfern. Nein, man rechtfertigt diese abstoßende Ikonisierung eines Kinderkreuzzugs mit einem vorausgehenden Unrecht, zu dessen Bekämpfung offensichtlich alle Mittel gerechtfertigt sind. Das Wohl der Protagonisten ist den Claqueuren egal – und wenn, dann schiebt man die Verantwortung auf die Israelis ab. Im Gegenteil: Der Protest mache, wie es der Vater sagt, „aus den Kindern selbstbewusste und unerschrockene Menschen“. Kinderschänder könnten ihre Taten nicht besser ummänteln.
Als wenn deutsche Eltern ihr Kind bei Rot über die Straße schicken
Selbst wenn die Behauptung stimmen würde, dass Israel grundlos fremdes Territorium besetzen würde, stellt sich doch die Frage, ob Minderjährige überhaupt in der Lage sind, die Gefahren richtig einzuschätzen. Wie wäre es, wenn Eltern in Deutschland ihre Kinder bei Rot über die Straße schicken, um dann im Falle eines Unfalls das Video zum Beweis gegen Raser ins Netz zu stellen?
So bleibt es Israel überlassen, die erzieherischen Aufgaben bis hin zum Jugendknast zu übernehmen, die die Eltern nicht nur vernachlässigt, sondern regelrecht konterkariert haben. Das Urteil ist eher milde. Denn was viele nicht zu wissen scheinen: Auch in Deutschland können Landfriedensbruch und tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte im Jugendstrafrecht mehrmonatige Freiheitsstrafen nach sich ziehen. Doch angesichts der einhelligen Zustimmung, die der „Kampf“ der Tamimis in den Autonomiegebieten bis hin zu Abbas genießt, muss man zu dem Schluss kommen: Nicht nur die Kinder sind unmündig, die Eltern sind es ebenfalls! Was die Frage nach dem zukünftigen Status „Palästinas“ eher schwierig macht.