Ein schönes Beispiel dafür, wie Angstkampagnen eingesetzt werden, um gegen die ungeliebte Gentechnik zu polemisieren, lieferte Anfang Februar der Verein Testbiotech ab. Die „Nichtregierungsorganisation“ warnt in einer Pressemitteilung vor einer „Gentomate“ in Japan, die mit einem erhöhten Gehalt an gamma-Aminobuttersäure (GABA) Menschen dabei helfen soll, ihren Blutdruck zu senken und den Schlaf zu verbessern. Die […]

Ein schönes Beispiel dafür, wie Angstkampagnen eingesetzt werden, um gegen die ungeliebte Gentechnik zu polemisieren, lieferte Anfang Februar der Verein Testbiotech ab. Die „Nichtregierungsorganisation“ warnt in einer Pressemitteilung vor einer „Gentomate“ in Japan, die mit einem erhöhten Gehalt an gamma-Aminobuttersäure (GABA) Menschen dabei helfen soll, ihren Blutdruck zu senken und den Schlaf zu verbessern. Die Meldung, auf die die NGO verlinkt, ist aber von 2021.

Die durch Gene Editing erzeugte Tomate ist also seit mehr als zwei Jahren auf dem Markt – übrigens ohne dass es zu irgendwelchen Problemen oder Protesten gekommen wäre. Warum lanciert die NGO also die PR jetzt?

Der Grund: Im EU-Parlament stand eine entscheidende Abstimmung zum Entwurf der EU-Kommission zum Gene Editing, d.h. den neuen Züchtungstechnologien an.

Testbiotech vergisst in seiner Pressemitteilung nicht, zu erwähnen, dass „der Verzehr für Schwangere, stillende Mütter und Kleinkinder nicht empfohlen“ sei und fügt hinzu, solche Sorten „könnten auch bald in Europa verkauft werden – ohne eingehende Risikoprüfung und Kennzeichnung“! Skandal!

Der Skandal, der keiner ist

Testbiotech „vergisst“ aber mehrere andere Dinge:

1. Kommt in der EU keine neue Sorte ohne gründliche Sortenprüfung auf den Markt.

2. enthalten auch normale Tomaten (ebenso wie Kartoffeln, Kohl, Pilze oder grüner Tee) GABA; der Gehalt schwankt um den Faktor 10. Dabei kann der Gehalt an GABA in konventionellen Tomaten höher sein als der in den mit CRISPR veränderten Sorten. Der Vorteil der neuen Tomate: Der GABA-Gehalt ist stabil.

3. Vergisst Testbiotech, dass für Schwangere sehr viele Lebensmittel nicht empfohlen sind: Rohmilchkäse, Mett, nicht durchgebratene Steaks, Sushi, Honig, Carpaccio, Austern, Leberwurst, Dosenthunfisch, roh geräucherter Lachs, Salami… Auf der Liste steht auch Petersilie, deren blutdrucksenkende Wirkung bekannt ist. Das Kraut ist zudem hormonell wirksam, enthält hallozinogenes Myristicin und Apiol, das zu Fehlgeburten führen kann.

Petersilie sollte auch nicht bei gleichzeitiger Einnahme von entwässernden Medikamenten verwendet werden. Mit anderen Worten: Wer will, kann also auch ganz normale Petersilie skandalisieren.

Witz am Rande: Seit Jahren wird in Naturkostläden japanischer Gabaron-Grüntee (auch Gabalon- oder GABA-Tee genannt) verkauft, dessen GABA-Gehalt dank eines speziellen Fermentationsverfahrens den von normalem Grüntee um das mehr als 50fache übersteigt. Er wird in alternativmedizinischen Kreisen als natürliches Mittel gegen Bluthochdruck, Schlafstörungen und Stress empfohlen. Unnötig, zu erwähnen, dass dieser Tee ohne jede Risikoprüfung auf den Markt kam und keinerlei Warnhinweise trägt.  

Angstkampagne im öffentlichen Auftrag

Testbiotechs Beitrag wird natürlich, wie von den Verfassern intendiert, von Dritten als Horrorszenario verbreitet: Medikamente haben in meinem Gemüse nichts zu suchen, für Schwangere verboten!, Sicherheitsrisiko, Siechtum, Tod. Mit anderen Worten:

Es handelt sich um reinen Populismus, der unbegründete Ängste und Empörung schürt, um politischen Druck auf Mandatsträger auszuüben. Finanziell gefördert von Greenpeace, durch Stiftungen der Steiner-Sekte und Biohandelsketten sowie vom grün geführten Bundesministerium für Umwelt und Verbraucher und dem Bundesamt für Naturschutz. Das ist der eigentliche Skandal an den Killertomaten.