Sohnemann, die Nase läuft
Ob bürokratisch, umgangssprachlich oder einfach falsch – es gibt Wörter und Redewendungen, die es nicht geben darf. Im Lexikon der schlimmen Sprache werden sie gesammelt. Und danach hoffentlich für immer vergessen. Diesmal: Sohnemann.
Das Lexikon der schlimmen Sprache
In diesem Land ist viel Aufregung. Meist lohnt sie nicht. Besser, sich über etwas zu echauffieren, das die Mühe wert und doch harmlos ist: verbrecherischen Sprachgebrauch. Inklusive Urteilsbegründung und Strafmaß.
Folge 2
Sohnemann
Begründung
Wer zum Henker ist auf diese Idee gekommen? Es könnte ein Germanenfürst in seinem Baumhaus gewesen sein, aber auch ein Copy Texter mit Holzbrille und Fleecejacke. „Sohnemann“. Das Wort gibt beides her: ein trockenes Synonym für „Stammhalter“ ebenso wie eine aufgeklärt-ironische Variante, die dazu dient, schon den Knirps sprachlich irgendwie zu Papas Kumpel zu machen. Beides ist schlimm. Der Sohnemann, der blutige Initiationsriten auf dem Weg zum eisernen Thron absolviert und nicht einfach „Mann“ sein darf – oder der Sohnemann, der harmlos niedlich auf seiner Schaukel sitzt und schon zum Mann erklärt wird. Jeder Mann ist irgendjemandes Sohn, klar, aber das sind getrennte Welten. Man ist Mann. Und man ist Sohn. Nicht ein Mischmasch. Sohnemann ist auch nicht niedlich. Es gibt keinen Grund, seinen Sohn, sein Kind oder gar sein Baby „Sohnemann“ zu nennen.
Aber was soll das Gerede, das ist hier kein Debattierclub. Ich mag das Wort nicht. Es klingt nicht schön. Im Gegenteil, es klingt nach Tilmann, einem der schlimmsten Namen der 70er. „Das ist Tilmann, unser Sohnemann“ – und seine Nase läuft. Grauenhaft.
Herkunft
Ungeklärt.
Strafe*
Fünf Stockhiebe.
* Dr. Deutsch schlägt für das Verwenden schlimmer Wörter jeweils eine Körperstrafe vor. Sie ist an „Asterix bei den Schweizern“ angelehnt dreistufig: Fünf Stockhiebe, zwanzig Peitschenhiebe oder „In den See, mit einem Gewicht an den Füßen“. Dieser Vorschlag ist ein Scherz. Niemand muss sich darüber aufregen.
Im Namen des Volkes
Welches Wort hassen Sie? Welche Floskel macht Sie krank? Vorschläge werden jederzeit gern entgegengenommen.